Freitag, 7. Oktober 2011

Signal für Freiheit und Würde

Kommentar von Birgit Cerha

Das Friedensnobelpreis-Komitee traf eine äußerst kluge Entscheidung. Die Jemenitin Tawakul Karman, die sich diese prestigeträchtige Auszeichnung mit zwei liberianischen Frauenaktivistinnen teilt, leistet in doppelter Hinsicht Herausragendes. Wie Millionen ihrer Gesinnungsgenossen von Tunesien bis Bahrain, riskiert sie seit Monaten ihre Sicherheit, ja ihr Leben für die Erlangung von Freiheit und Würde, die die arabischen Despoten ihren Untertanen seit Jahrzehnten verwehren. Sie organisiert, protestiert und reißt mit. Der Preis soll und wird sie auf diesem Wege bestärken und mit ihr den gesamten „arabischen Frühling“. Dies ist besonders wichtig gerade zu einem Zeitpunkt, da die bedrängten Despoten jede Kompromißbereitschaft verloren haben und für ihre Macht grenzenlos Menschenleben zu opfern bereit sind. Karman und andere der Gewaltlosigkeit verschriebene Aktivisten sind selbst zu dem größten Opfer bereit.
Zugleich bedeutet der Preis auch eine Ermutigung der Frauen, sich endlich aus traditioneller Unterdrückung zu erheben und eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Zukunft des Landes, dem Aufbau eines demokratischen Systems zu spielen. Karman zeigt auch hier den Weg vor. Täglich wagen sich unter ihrer Führung mehr Jemenitinnen auf die Straßen. Sie erheben ihre Stimme nicht nur gegen das despotische Regime, sondern gegen eine ganze Generation, die eine massive Unterdrückung ihrer Frauen für akzeptabel hält. Im „Global Gender Gap Report“ des „World Economic Forum“ rangiert der Jemen in der Frage der Beteiligung von Frauen in Wirtschaft und Politik, Chancen auf Bildung und medizinische Versorgung unter 130 Staaten an letzter Stelle. Ein Land, das immer noch die Verheiratung von Mädchen unter zehn Jahren zulässt. Der Preis gibt den sich endlich aufbäumenden Frauen um Karman für ihren Kampf gegen ein mächtiges Patriarchatssystem dringend notwendige neue Kraft.

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