Dienstag, 15. Februar 2011

BAHRAIN: „Sie begegneten uns mit dem Tod“

Zweitägige Unruhen in Bahrain lassen die sunnitische Elite des Königreiches Bahrain erzittern

von Birgit Cerha

Mit außerordentlicher Brutalität versuchte das Regime der winzigen Golf-Monarchie Bahrain Dienstag zweitägige Unruhen mit Hilfe von Tränengas und Knüppeln niederzuschlagen. Die Sicherheitskräfte, so berichtet der arabische Satellitensender „Al Jezira“, hätten mit den Demonstranten ein „Katz- und Mausspiel“ betrieben. Die Bilanz: zwei Tote, Dutzende Verletzte und eine Welle des Zornes.

Die Unruhen hatten Montag zum zehnten Jahrestag eines nationalen Referendums über politische Reformen begonnen, die König Hamad bin Isa al-Khalifa seiner kleinen Schar von Untertanen versprochen hatte. Doch bis heute warten die Bahrainis weitgehend vergeblich auf größere politische Freiheiten und ein Ende der Diskriminierung für die schiitische Mehrheit, die etwa 70 Prozent der rund 530.000 Bürger zählen. Ein Demonstrant war Montag von Sicherheitskräften erschossen worden und beim Begräbnis setzte die Polizei Dienstag massiv Tränengas ein. Es kam erneut zu Zusammenstößen, bei denen einer der Trauernden getötet wurde. Da es sich um die Toten, wie um die Mehrheit der Demonstranten um Schiiten handelt, verkündete die größte schiitische Oppositionspartei, „Wefaq“ Dientag aus Protest ihren Boykott des Parlaments. Auch das Versprechen des Innenministers, eine Untersuchung über die Todesfälle einzuleiten, dürfte die schiitische Bevölkerung nicht beschwichtigen.

„Wefaq“ bekleidet seit den Wahlen im Oktober 18 der 40 Parlamentssitze und besitzt starken Einfluß unter der schiitischen Bevölkerung. Parteisprecher warnten Dienstag, sollte das Regime ihren Forderungen nach einem Dialog zur Durchführung von Reformen und einem Ende der Diskriminierung nicht nachkommen, würden sie endgültig aus dem Parlament ausziehen. Tausende Bahrainis machten Dienstag im Internet, über Facebook und Twitter ihrem Zorn über die Sicherheitskräfte Luft, die einfach in die friedlich demonstrierende Menge geschossen hatten. „Wir trafen sie im Frieden und sie begegneten uns mit dem Tod“, „Tötet zehn, tötet hundert, wir wollen unsere Bürgerrechte“, lauten die Kommentare der empörter Bürger, die ihre Entschlossenheit zu weiteren Protesten bekunden.

Bahrains Schiiten beklagen sich seit langem über das sunnitische Regime, das sie als „Bürger zweiter Klasse“ behandelt. Ein großer Teil dieser Bevölkerungsmehrheit ist vom Wohlstand des Landes weitgehend ausgeschlossen, haust in simplen Betonblocks, in armseligen Dörfern und viele Schiiten empören sich zunehmend, dass die Elite sie systematisch bei der Suche nach Arbeit, Regierungsposten und Wohnungen diskriminiert, zugleich, um Sunniten in beträchtlichen Zahlen ins Land holt und naturalisiert, um dieses Bevölkerungselement zu stärken.

Zuletzt war es vergangenen Sommer bei Protestkundgebungen der Schiiten zu schweren Unruhen gekommen. Vor den Parlamentswahlen im Oktober hatte das Königshaus die Schraube der Repression massiv angezogen, Meinungsfreiheit geknebelt, 23 Dissidenten inhaftiert, gefoltert und vor Gericht gestellt.

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