Dienstag, 26. Juni 2012

SYRIEN: Verzweifelte Zivilbevölkerung

von Birgit Cerha

Niemand kennt das wahre Ausmaß der Tragödie dieses an Brutalität dramatisch eskalierenden Krieges in Syrien. UN-Kreise schätzen die Zahl der Toten auf 15.000 seit Beginn der Rebellion m März 2011, darunter immer mehr Soldaten des Assad-Regimes. Wieviele Syrer verschollen sind, wieviele in den Gefängnissen verschwanden bleibt Spekulation. Manche Kreisen sprechen von 100.000 Häftlingen, die Sicherheitskräfte einfach abschleppten, weil sie friedlich gegen das Regime demonstrierten.

Laut UNO bedürfen derzeit mindestens 1,5 Millionen syrische Zivilisten in Kampfgebieten dringender humanitärer und medizinischer Hilfe, die ihnen vom Regime oder durch anhaltende Gewalt verwehrt wird, allein in der massiv von Regierungseinheiten attackierten zentralsyrischen Stadt Homs sind es 250.000 und in der Grenzprovinz zur Türkei 350.000. 500.000 Syrer haben in den vergangenen 15 Monaten versucht, irgendwo im Land eine sichere Bleibe zu finden, während mehr als 32.000 Syrer in die Türkei flüchteten. Ihre Zahl vermehrte sich jüngst um Hunderte pro Tag. Der Flüchtlingsstrom nach Jordanien nahm in seit Anfang Juni dramatisch zu. Ein großer Teil ließ sich nicht von der UNO registrieren, die Gesamtzahl dürfte die 120.000-Grenze erreichen.

Wiewohl das Assad-Regime Teile der Grenze zum Libanon vermint hat, sucht auch dort eine wachsende Zahl verzweifelter Syrer Sicherheit. Die meisten der offiziell mehr als 27.000 Flüchtlinge, überwiegend Sunniten, fanden in der von Sunniten kontrollierten Region um die nordlibanesische Stadt Tripoli Unterschlupf, sowie in der Bekaa-Ebene. Viele dieser meist traumatisierten Hilfesuchenden kommen völlig mittellos an, sind angewiesen auf die Unterstützung der lokalen Bevölkerung und Hilfsorganisationen, die ein anhaltender Flüchtlingsstrom völlig überfordern wird.