Freitag, 29. Juni 2012

LEXIKON: Die Wurzeln des Hasses auf Zypern

von Birgit Cerha

Zypern ist an seiner nördlichsten Seite nur 65 km von der türkischen Küste entfernt. Seine Bewohner machen nur 0,16 Prozent der Bevölkerung der EU aus und das Bruttoinlandsprodukt des griechischen Teils entspricht etwa dem selben Prozentsatz. Nachdem die britische Kolonialmacht, durch einen blutigen Kampf der zyperngriechischen Guerillaorganisation EOKA für Anschluss der auch von einer türkischen Minderheit bewohnten Insel an Griechenland (ENOSIS) in die Enge getrieben, Zypern in die Unabhängigkeit entlassen hatte, drängte die griechischen Zyprioten ihre türkischen Mitbürger aus Regierung und Verwaltung, vertrieben sie durch Terror aus Dörfern in Enklaven, die Ende der 50er Jahre von UNO-Truppen geschützt wurden.
Ein von der griechischen Miitärjunta initiierter Putsch radikaler Griechen provozierte 1974 die Invasion türkischer Truppen zum Schutz der bedrohten Minderheit. Seither halten 35.000 türkische Soldaten ein Drittel der Insel besetzt und berufen sich dabei auf ihre Rechte als Schutzmacht, die sie laut Verfassung von 1960 mit Griechen und Briten teilen. Eine von der UNO gezogene „grüne Linie“ riegelte beide Teile fast hermethisch voneinander ab, nachdem 145.000 Menschen, überwiegend Zyperngriechen, den Norden und 60.000 Zyperntürken den Süden in die jeweils andere Richtung verlassen hatten. Die Teilung wurde seither zwar etwas gelockert, doch Hass, Mißtrauen, Ängste leben fort, psychische Wunden bluten. Selbst die besten internationalen Diplomaten bissen sich an diesem Problem bisher die Zähne aus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen