Dienstag, 29. November 2016

Wendepunkt im Syrienkrieg

von Birgit Cerha
 
Verzweiflung, Zorn, aber auch tiefe Resignation hat die Menschen im eingeschlossenen Ost-Aleppo erfasst, während Milizen des Assad-Regimes ihren größten militärischen Erfolg seit 2012 absichern.  Seit Assads bewaffnete Gegner vor vier Jahren den Ost-Teil der Stadt erobert hatten, gelang es den Regierungskräften trotz heftiger Bombardements und gnadenloser Blockade nicht, Syriens wichtigste Metropole wieder unter ihre Kontrolle zu zwingen. Das Kriegsverbrechen der Aushungerung und massive Bombardements haben nun urch den Fall des Nordens von Ost-Aleppo die Situation dramatisch verändert. Den durch konstante Bombardements terrorisierten Menschen (mehr als 200.000) im Rest des Rebellengebietes bleibt nur die Wahl, auszuharren und sich ihrem Schicksal zu ergeben oder die Flucht in vielleicht noch größere Gefahren zu riskieren.

Weiterlesen ...

Montag, 21. November 2016

Trügerische Hoffnung auf „Morgenröte“

von Birgit Cerha
 
„Morgenröte des Sieges“ nennt Russland die Großoffensive, die endlich das Grauen des fast sechsjährigen Krieges in Syrien beenden soll. Gemeinsam mit seinem Schützling Assad setzt der Putin voll auf militärischen Sieg, eine Strategie, die, wie er hofft, der neugewählte US-Präsident Trump mit ihm teilt oder zumindest tatenlos hinnimmt.

Weiterlesen ...

Aleppo: Was bleibt ist einzig die Hoffnung auf den Tod

Während Assad und Putin neue strategische Fakten schaffen, beginnt der Hunger für  Hunderttausende Menschen Im belagerten Stadtteil

von Birgit Cerha

„Über uns fliegen mehr Kampfjets als Vögel. Der Tag des Jüngsten Gerichts ist angebrochen.“ So beschreibt ein Lehrer im belagerten Ost-Aleppo die Todesängste der 250.000 Zivilisten in der einst größten Metropole Syriens. Bewohner zählten mehr als 900 Luftangriffe an einem einzigen Tag. Seit Russland und das von ihm unterstützte Assad-Regime Dienstag eine dreiwöchige Kampfpause beendeten prasseln Bomben und Granaten auf Rebellenpositionen und zivile Ziele in nie dagewesener Intensität nieder. Den Eingeschlossenen bleibt nach den Worten eines der Zivilschutzfreiwilligen der „Weißen Helme“ nur noch die Hoffnung auf den Tod.  In Ost-Aleppo, wo seit Juli keine Hilfslieferungen eintrafen, gehen die Notvorräte  zur Neige. Das Aushungern, Assads bereits in anderen Rebellengebieten erfolgreich angewandte Strategie, hat begonnen.
Assad und Russlands Präsident Putin nutzen die Wahlturbulenzen in den USA, um in Syrien neue strategische Fakten zu schaffen, den Spielraum Trumps einzuengen, wenn er im Januar die Macht übernimmt. Die Eroberung des von etwa 4000 Rebellen der „Jabhat Fatah al Sham“ (ehemals Al-Kaida Ableger Al-Nusra) kontrollierten Stadtteils ist zentrales Ziel, das die Position des Diktators stärken, den Krieg allerdings keineswegs beenden würde. Da sich weder die Rebellen ergeben, noch die Zivilbevölkerung Russlands Angebot eines humanitären Korridors annehmen wollen, setzt Assad auf die volle Zerstörung dieses Stadtteils. Zugleich versucht Putin, sich von solchen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu distanzieren und betont, sein Kriegsgerät würde, wie in den vergangenen drei Wochen, Ost-Aleppo schonen. Denn die Beteiligung an Massenmorden unter der hilflosen Zivilbevölkerung Ost-Aleppos würde jede Aussicht auf eine gemeinsame Suche mit den USA nach einem Ende des Blutvergießens zunichte machen. Umso massiver schlagen russische Bomben und Marschflugkörper, erstmals von dem bei Tartus stationierten Flugzeugträger Admiral Kuznetsov abgefeuert,  in  Idlib und Homs ein, in Regionen, die von der eben erneut von den USA als Terror-Organisation eingestuften Nusra kontrollierten werden.

Weiterlesen ...

Donnerstag, 10. November 2016

Nahost: Zwischen Schock und Frustration

 
Kommentatoren im Nahen Osten reagieren mit einer Mischung aus Entsetzen, Gleichgültigkeit und Ratlosigkeit auf die Wahl Donald Trumps. Nach jüngste Umfragen hatte eine Mehrheit der Menschen in der Region Hillary Clinton favorisiert, denn nach Trumps anti-muslimischen Äußerungen zu Jahresbeginn hat sich in der arabischen Welt der Eindruck verstärkt, dass die USA eine rassistische, imperialistische Nation sei, die den Nahen Osten ausbeuten und unterjochen wolle. Trump zeige nur das wahre Gesicht der Supermacht. Zugleich hat US-Präsident Obamas zunehmender Rückzug aus der Region viele davon überzeugt, dass US-Präsidentschaftswahlen für ihr Leben und ihre Zukunft die Relevanz verloren hätten. Trumps bis heute völlig fehlendes Nahost-Konzept spricht dabei für sich.

Weiterlesen ...