Donnerstag, 28. November 2013

Ägypten „Schlimmer als unter Mubarak“

Die Repression nimmt zu – Überfüllte Gefängnisse, scharfe Urteile gegen friedliche Demonstranten, radikale Restriktion der Demonstrationsfreiheit
von Birgit Cerha
Kein Zweifel: Ägyptens Herrscher drehen die Uhr zurück. Längst vergangen ist der Freiheitsrausch, in den der Sturz Diktator Mubaraks im Februar 2011 das Volk tauchte und nur wenige Optimisten hoffen noch auf eine neue Ära politischer Mitbestimmung.. Die Verurteilung von 21 Frauen, darunter sieben Minderjährige,  zu elf Jahren Gefängnis, weil sie in Alexandria  für den im Juli gestürzten ersten freigewählten Präsidenten, den Moslembruder Mursi, friedlich protestiert hatten, versetzt viele Ägyptern in Schock. Die Jüngste ist erst 15 Jahre alt.  Der ehemalige Parlamentarier Mostafa al-Naggar spricht  empört vom „Selbstmord der Justiz in Ägypten. Wer noch über ein aktives Gewissen verfügt…., wird …….nicht mehr schlafen können, solange die Mädchen hinter Gitter bleiben.“

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Sonntag, 24. November 2013

Iran feiert das “gute Abkommen” mit den Weltmächten


Khamenei bringt Gegner dieses „historischen“ Schritts zur Entschärfung der Kriegsgefahr vorerst  zum Schweigen
von Birgit Cerha

Hunderttausende Iraner harrten die ganze Nacht vor den Fernsehschirmen, verfolgten Minute zu Minute Meldungen über Facebook und Twitter aus Genf, wo sich in der Nacht auf Sonntag das Schicksal ihres Landes, ja vielleicht der ganzen Region entschied. Die große Erleichterung, die die Einigung zwischen Iran und den Weltmächten im jahrelangen, so bedrohlichen Atomkonflikt unter der Bevölkerung des „Gottesstaates“ auslöste, lässt das Maß der Verzweiflung über die quälenden Folgen der internationalen Sanktionen und die Angst vor einem zerstörerischen Militärschlag durch die USA und/oder Israel erkennen.Stundenlang wiederholte das staatliche Fernsehen, Sprachrohr des Regimes, den Austausch von Glückwunschbotschaften zwischen dem „Geistlichen Führer“ Khamenei und Präsident Rouhani, sowie anderen Würdenträgern der „Islamischen Republik“. Diese klare Botschaft lässt erkennen, dass Khameinei – zunächst? – voll hinter dem „gegenwärtigen Aktionsplan“, wie Rouhani das Genfer Abkommen nennt, steht, wiewohl er noch vor wenigen Tagen vor Angehörigen der paramilitärischen Bassidsch in außerordentlich feindseligem Ton „amerikanische Kriegsverbrechen“ anprangerte und die „Arroganz“ der Supermacht, die „wir bekämpfen“.

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Dienstag, 19. November 2013

Beirut: Die Todesbotschaft der Jihadis

Terroranschlag gegen die iranische Botschaft ist ein Signal  des eskalierenden Krieges um die „Seele des Mittleren Ostens“
 
von Birgit Cerha
 
Seit Beginn des Syrien-Krieges vor zweieinhalb Jahren herrschte im kleinen libanesischen Nachbarland panische Angst, voll in den Strudel der Gewalt hineingezogen zu werden. Die zwei katastrophalen Bombenexplosionen, die Dienstag im Bereich der iranischen Botschaft in Beirut mindestens 23 Menschen töteten, mehr als 150 zum Teil schwer verwundeten und gigantischen Sachschaden überwiegend an Wohnblocks anrichteten, ließen die schlimmsten Befürchtungen der Libanesen Wirklichkeit werden. Nicht nur droht der Libanon nun voll in den Syrienkrieg hineingezogen zu werden, das Blutvergießen um die Macht in Damaskus erhält damit eine neue, eine regionalpolitische Dimension.

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Sonntag, 17. November 2013

Libyen steht am Rande des Abgrunds


Zwei Jahre nach dem Sturz Gadafis bricht die politische Ordnung zusammen – Rivalisierende und gewalttätige Milizen werden immer mächtiger

von Birgit Cerha

„Wir wollen eine Armee, wir wollen Polizisten“, riefen Hunderten unbewaffnete Demonstranten vor dem Gebäude der mächtigen Misrata-Miliz in Libyens Hauptstadt Tripoli. Die Antwort: fast 50 Tote und mehr als 400 Verletzte durch Schüsse aus dem Hauptquartier der Brigaden. Nach diesen schwersten Gewaltakten in Tripolis seit dem Sturz Diktator Gadafis 2011 hat die Regierung einen 48-stündigen Ausnahmezustand verhängt.

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Montag, 4. November 2013

Bassem Youssef: Der unerschrockene Freiheitsträumer

Ägyptens populärster Satiriker hält dem Volk den Spiegel einer traurigen Realität vor
 
von Birgit Cerha
 
Fast hätte er den Beginn des Prozesses gegen den gestürzten Präsident Mursi in den Schatten gestellt. Tagelang  konzentrierten sich Ägyptens Medien und die öffentliche Diskussion auf das Schicksal jenes Mannes, dem es seit dem Sturz Präsident Mubaraks 2011 gelungen war, ein Lächeln in die Gesichter des zunehmend verzweifelten Volkes zu zaubern. Doch viele Ägypter haben in den Jahren dramatischer und blutiger Turbulenzen, mit sich stetig steigerndem Hass in einem dramatisch polarisierten Land allmählich das Lachen verlernt. Denn auch die neuen Herrscher vertragen trotz ihres Demokratie-Bekenntnisses, nicht mehr Humor als ihre islamistischen Vorgänger.

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Sonntag, 3. November 2013

Hochspannung vor Prozess gegen Mursi

Dem gestürzten Präsidenten droht die Todesstrafe – undt Ägypten eine neue Welle der Gewalt und  anhaltende Instabilität
 
von Birgit Cerha
 
Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften, mindestens 20.000 Offiziere und Soldaten,  halten sich bereit, um das Land vor einem erneuten Ausbruch blutiger Gewalt zu bewahren, wenn heute, Montag, der Prozess gegen den am 3. Juli nach Massendemonstrationen vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und 14 andere Führer seiner Moslembruderschaft in Kairo beginnt. Viele Ägypter sehen mit Bangen dem Tag entgegen, für den die Moslembruderschaft den Beginn von zeitlich unbegrenzten  Massendemonstrationen in der Hauptstadt und anderen Landesteilen angekündigt hat. Bereits in den vergangenen Tagen kam es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern Mursis und Sicherheitskräften, bei denen mehrere Menschen verletzt wurden.

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Satiriker provoziert das polarisierte Ägypten

Bassem Youssef geißelt politische Dummheit und Intoleranz auf allen Seiten  – Beliebte TV-Sendung abgesagt und Staatsanwaltschaft ermittelt
 
von Birgit Cerha
 
„Heute stoppen sie eine Fernseh-Show und morgen stopfen sie unsere Münder“, spricht ein Mitglied der Fan-Gemeinde Bassem Youssefs die wachsende Angst der schweigenden dritten Kraft Ägyptens aus. Bassem Youssef, der 39-jährige zum Satiriker mit Weltruhm gewandelte Herzchirurg, hat das Ägypten General Al-Sisis an seinem wundesten Punkt getroffen. In seiner ersten Sendung nach viermonatiger selbstauferlegter Pause geißelte  er mit Humor und scharfem Zynismus Intoleranz, Hass, politische Dummheiten auf allen Seiten des zunehmend polarisierten Landes. Eine Woche später stoppte der Privatsender CBC des Wirtschaftsmagnaten Mohammed Al-Amin Freitag unmittelbar vor der Ausstrahlung der zweiten Sendung die gesamte Show mit der Begründung die Produzenten hätten durch ihre satirische Kritik an Ägyptens „starkem Mann“, Verteidigungsminister al-Sisi, die „redaktionellen Richtlinien“ verletzt.

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