Dienstag, 28. März 2017

Kurden – die ewigen Verlierer?


Birgit Cerha

 
„Die Stunde der Kurden“ lautet der Titel eines im Vorjahr erschienen Buches. Nicht nur Vertreter dieses größten Volkes der Welt ohne Staat erhofften sich von den Folgen des „Arabischen Frühlings“, der den Nahen Osten seit Beginn des Jahres 2011 in immer blutigere Turbulenzen stürzte, eine einzigartige Chance auf Wiedergutmachung eines gravierenden historischen Unrechts. Auch unabhängige Analysten hielten solche Veränderungen für durchaus möglich.
 
 Als die Terrormiliz des „Islamischen Staates“ (IS) 2014 die am Ende des Ersten Weltkrieges gezogenen und sich bis dahin als unverrückbar erwiesenen Grenzen durchstieß, um auf dem Boden des Iraks und Syriens ein einziges neues staatliches Gebilde zu schaffen, da stiegen die Kurden in beiden Ländern zur wichtigsten militärischen Stütze, zu den verlässlichsten, tapfersten und effizientesten Verbündeten der von den USA geführten internationalen Anti-Terrorallianz auf.

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Montag, 27. März 2017

Auf dem Weg zum neuen islamischen Staat

Während die Terrormiliz des „IS“ in Syrien und im Irak ihre territoriale Basis verliert, baut sich der Rivale „Al-Kaida“ im Chaos des Jemens zu einzigartiger Stärke auf
 
von Birgit Cerha
 
Das „Kalifat“ der Terrormiliz des „Islamischen Staates“ (IS) bricht in Syrien, und im Irak zusammen. Die Jihadis können kaum noch ihre letzten Bastionen halten. Während ihr Territorium dahinschmilzt, erlebt ihr Rivale „Al Kaida auf der Arabische Halbinsel“ (AKAH), die längst zur Hauptgruppe des Terrornetzwerkes aufgestiegene Organisation, im kollabierenden Armenhaus Jemen einen Boom.
 
Im Schatten des Syrienkrieges, von der Weltöffentlichkeit ignoriert, erleiden die 27,5 Millionen Jemeniten eine der weltweit schlimmsten Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte – und dies weitgehend von den reichsten Staaten der Welt verbrochen bzw. toleriert. Vergeblich versucht die UNO das Weltgewissen aufzurütteln: 18,8 Millionen, mehr als zweidrittel der Bevölkerung, benötigen dringend humanitäre Hilfe, etwa 3,3 Millionen, darunter 2,1 Millionen Kinder sind durch eine jahrelange von Saudi-Arabien organisierte Blockade aller Transportwege für lebenswichtige Güter akut unterernährt. 63.000 Kinder starben im Vorjahr und 2017 droht die weltweit schlimmste Hungerkatastrophe. Dennoch hat das UN-Flüchtlingshochkomissariat für sein Jemen-Budget 2017 von der Weltgemeinschaft nur sieben Prozent erhalten, nicht genug für die allerdringendste Nothilfe.

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Ankara setzt in Syrien die Waffe Wasser ein

Streit um Rolle der Kurden im Kampf gegen den „IS“ droht zu eine offenen Konflik zwischen Ankara und Washington auszuarten, in dem Russland kräftig mitmischt
 
In Syrien zeigen sich beängstigende Vorboten neuer Konflikte, die den Krieg gefährlich auszuweiten drohen. So setzt nun, von der Weltöffentlichkeit wenig beachtet, die Türkei unter krassen Bruch internationalen Rechts die Wasserwaffe ein. Ankara stoppte den Zufluss des Euphrat, der in Südostanatolien entspringt und über Syrien in den Irak fließt. Er ist Syriens weitaus wichtigster Lebensquell. Im Norden des Landes aufgestaut, versorgt er eine Region, in der vor Kriegsbeginn rund sechs Millionen Menschen lebten, mit Wasser und Strom und bewässert ein landwirtschaftliches Gebiet von 640.000 km2. Schon ist der Wasserstand des Tischrin-Stausees so stark gesunken, dass die Turbinen im Kraftwerk abgestellt werden mussten. Tausende Menschen sind betroffen und viele mehr werden es bald in Syrien und im Irak sein, wenn die Türkei an der Blockade festhält.

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