Montag, 21. November 2016

Trügerische Hoffnung auf „Morgenröte“

von Birgit Cerha

 
„Morgenröte des Sieges“ nennt Russland die Großoffensive, die endlich das Grauen des fast sechsjährigen Krieges in Syrien beenden soll. Gemeinsam mit seinem Schützling Assad setzt der Putin voll auf militärischen Sieg, eine Strategie, die, wie er hofft, der neugewählte US-Präsident Trump mit ihm teilt oder zumindest tatenlos hinnimmt.
Welche Alternativen zu einem grauenvollen Gemetzel durch hochtechnologisches Kriegsgerät bieten sich überhaupt noch in diesem blutigen Schlamassel an? Nach aktuellem Stand ist keine der beiden Kriegsparteien, wiewohl ausgeblutet und erschöpft, zur Aufgabe bereit, weder Assads schwer demoralisierte Streitkräfte, die nur die unerbittliche Entschlossenheit des durch den Iran, die libanesische Hisbollah und vor allem Russland gestärkten Despoten nicht zu Massendesertionen treibt. Und auch nicht die Rebellen, die weitgehend unter Führung der kampferprobten „Nusra“-Front nicht bereit ist, die Vision eines islamischen, von Jahrzehnten der Assad-Diktatur befreiten Syrien gegen die Aussicht auf blutige Verfolgung durch einen siegreichen Diktator einzutauschen bereit ist. Dieser Position schließen sich immer mehr gemäßigtere Gruppen an, solange zumindest, als ihnen die  - eigennützige - Unterstützung äußerer Kräfte (Türkei, Saudi-Arabien, Katar) weiterhin sicher ist. Das dürfte sich auch nicht entscheidend ändern, wenn Trump seine Ankündigung auf Hilfsstopp an „gemäßigte Rebellen“ wahrmachen sollte. Es ist die militärische Unterstützung von außen, die diesen Krieg zu einer einzigartigen humanitären Katastrophe eskalieren ließ. Jede weitere Waffenhilfe kann die Qualen für die Zivilbevölkerung nur noch verlängern, ohne Aussicht auf ein Ende.
Was kann Europa tun? Sanktionen gegen Russland zur Verhinderung weiterer Kriegsverbrechen, werden, wie die Vergangenheit zeigt, ihr Ziel verfehlen. Nur eine Verständigung, die gemeinsame Suche nach Dialog und einer Friedenslösung, für die Putin durch seinen Einfluss auf Assad den stärksten Hebel besitzt, könnte den Syrern Hoffnung bringen. Europa kommt dabei eine wichtige Vermittlerrolle zu. Auch dem Kreml muss klar sein, dass ein militärischer Triumph Assads über seine Gegner ein Pyrrhussieg wäre, der dem Land  noch mehr blutige Katastrophen beschert.

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