Kommentatoren im Nahen Osten reagieren mit einer Mischung
aus Entsetzen, Gleichgültigkeit und Ratlosigkeit auf die Wahl Donald Trumps.
Nach jüngste Umfragen hatte eine Mehrheit der Menschen in der Region Hillary Clinton
favorisiert, denn nach Trumps anti-muslimischen Äußerungen zu Jahresbeginn hat
sich in der arabischen Welt der Eindruck verstärkt, dass die USA eine
rassistische, imperialistische Nation sei, die den Nahen Osten ausbeuten und
unterjochen wolle. Trump zeige nur das wahre Gesicht der Supermacht. Zugleich
hat US-Präsident Obamas zunehmender Rückzug aus der Region viele davon
überzeugt, dass US-Präsidentschaftswahlen für ihr Leben und ihre Zukunft die
Relevanz verloren hätten. Trumps bis heute völlig fehlendes Nahost-Konzept
spricht dabei für sich.
Dennoch befürchten liberale Kreise der Region, Trumps
rassistische und autokratische Tendenzen würden Diktatoren, wie etwa den
Ägypter Sisi, stärken, zugleich aber auch die einst engen Beziehungen der USA
zu arabischen Ländern weiter verschlechtern. Schon gibt es erste Anzeichen,
dass sich arabische Staaten stärker zu Russland und China hinwenden, da sie
Washington nicht mehr als verlässlichen Verbündeten schätzen. Diese Tendenz
könnte sich nun verstärken.
Optimistische Analysten hoffen dennoch, der erfolgreiche
Geschäftsmann Trump werde sich von realpolitischen Erwägungen leiten lassen und
– im Gegensatz zu Clinton - eine Eskalation der Gewalt insbesondere in Syrien
verhindern. Verschärften Kampf gegen die Terrormiliz des „Islamischen Staates“ nennt Trump als seine Priorität, für die er
Kooperation – und nicht Konfrontation – mit Russland sucht und Diktator Assad schonen
will. Er könnte zu den großen Gewinnern dieser Wahl zählen. Während die
arabischen Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien und Katar, mit großzügigen
Gaben Clinton unterstützt hatten, zeigen radikale Kreise in Teheran, allen
voran der „Geistliche Führer“, größere Sympathie für Trump (er sei „ehrlicher“)
– dies obwohl der neugewählte Präsident den so mühselig zwischen den
Weltmächten und dem Iran ausgehandelten Atomdeal für „schlecht“ hält und neu aushandeln will. Trump spielt damit den
Gegnern des gemäßigten Präsidenten Rouhani und seines Atomdeals in die Hände,
die unter allen Umständen eine Stärkung der reformorientierten Kräfte zu
verhindern suchen.
Doch was will Trump wirklich? Auf diese Frage fehlt bisher
jede Antwort.
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