Freitag, 26. August 2016

Syrien: Wo bleibt der Aufschrei?

von Birgit Cerha

 
Erstmals hat ein UNO Gremium nach dem Tod von mehr als tausend Menschen nun den Einsatz chemischer Waffen in Syrien bestätigt, in diesem Krieg, der an Barbarei kaum noch zu übertreffen ist. Immerhin. Doch mindestens ebenso erschreckend ist das klägliche Versagen der internationalen Gemeinschaft, die hilflos und meist auch wortlos diesem unermesslichen Leiden der Zivilbevölkerung zusieht. Das Schweigen angesichts des Terrors ist ein Zeichen unfassbarer Ohnmacht der Mächtigen dieser Welt, zugleich aber auch einer zutiefst beunruhigenden Abstumpfung des Weltgewissens angesichts der eklatanten Kriegsverbrechen, der Bilder des Grauens, die in die Wohnstuben flimmern. Wo bleibt der Aufschrei? Das fragen sich zunehmend die Opfer und deren verzweifelte medizinische Helfer.
Tatsächlich zeigt sich eine höchst alarmierende Entwicklung. Da machte US-Präsident Obama vor drei Jahren – nach wohl verständlichem Zögern – seine Drohung einer militärischen Intervention, sollte Diktator Assad seine Untertanen durch Giftgas vernichten, nicht wahr und erneute Einsätze chemischer Waffen, meist wohl durch Assads Schergen, blieben international immer weniger beachtet. Damit steigt fast hundert Jahre nach dem Verbot von Giftgas durch die Weltgemeinschaft die Gefahr eines katastrophalen Tabubruchs, der zu einem immer ungehemmteren Einsatz dieser barbarischen Waffen führt, wie das syrische Beispiel zeigt, denn Konsequenzen bleiben aus. Chlor etwa hat für Kriegführende nämlich enorme Vorteile: es ist leicht anzuschaffen, lässt sich schwer nachweisen und die Täter bleiben oft unentdeckt. Zudem verbreitet es unter der Zivilbevölkerung ein Höchstmaß an Terror, ein Ziel, das Assad besonders in den nicht von ihm kontrollierten Regionen erreichen will. Ein Ziel zudem, das auch Terroristen lockt. Es ist höchste Zeit für die UNO und die internationale Gemeinschaft nun endlich wirkungsvolle Konsequenzen zu ziehen.