von Birgit Cerha
Es ist einer der verheerendsten – und dennoch von der Welt fast vollständig ignorierten - Kriege. Mehr als 9.000 Menschen starben seit Saudi-Arabien im März 2015 an der Spitze einer von den USA, Großbritannien und Kanada unterstützten arabischen Koalition durch Luftangriffe und eine Bodenoffensive die schiitischen Houthi-Rebellen im bitterarmen Nachbarstaat Jemen zu besiegen hoffte. Unterdessen versinkt das Land inmitten allgemeiner Gleichgültigkeit im Chaos. 15 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung, sind laut UN „stark hilfsbedürftig“, sieben Millionen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, zehn der 22 Provinzen stehen – aufgrund einer von Riad verhängten Blockade - am Rande der Hungersnot.
Ist es tatsächlich ein Hoffnungsschimmer, wenn nun ein Waffenstillstand inkraft trat, der Vertrauen aufbauen soll für Friedensverhandlungen in einer Woche in Kuwait? Ähnliche UN-Versuche waren mehrmals gescheitert. Doch vielleicht ist es diesmal anders – zumindest für die gequälte Zivilbevölkerung Hoffnung auf eine Atempause.
Kriege finden oft ihr Ende, wenn beide Seiten erschöpft sind. Das hat sich im Orient mehrmals gezeigt. Im Jemen gibt es nun solche Signale. Als die von den Huthis im Norden angeführte schiitische Minderheit im September 2014 die Hauptstadt Sanaa eroberte, Präsident Hadi ins saudische Exil trieb und gen Süden vorstieß, provozierte sie den superreichen Nachbarn zu martialischen Abenteuern von höchst zweifelhaftem Ausgang. Den wachsenden Einfluss des regionalen Erzrivalen Iran galt es für Raid zu stoppen, in Syrien ebenso wie im Jemen, wo eine paranoide saudische Führung meinte, die Huthis seien nichts als Handlanger Teherans. Die Fakten widersprechen dieser These. Und dennoch richtete die saudische Luftwaffe nicht nur verheerende Schäden an, sie verhalf auch – mit westlicher Hilfe - salafistischen Terroristen der Al-Kaida und des „Islamischen Staates“ zu unverhoffter Stärke im blutigen Chaos.
Nun herrscht ein militärisches Patt und Riad begreift, dass es den Krieg nicht gewinnen kann, kostet er doch auch die Saudis Blut und in einer Zeit extrem niedriger Ölpreise empfindlich viel Geld. Aber auch die Huthis sind erschöpft. Vielleicht haben endlich beide begriffen, dass weiteres Blutvergießen keinen Sieg bringt. Nur diese Erkenntnis könnte die erbitterten Feinde zur Waffenruhe disziplinieren, um sich am 18. Apri, kompromissbereit, an den Friedenstisch zu setzen.
Dienstag, 12. April 2016
Jemen: Vielleicht wenigstens eine Atempause
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