Mittwoch, 21. Oktober 2015

Russland ist wieder da

von Birgit Cerha
 
Das Land blutet und sein Herrscher reicht Russlands Präsidenten Putin lächelnd, „enorm dankbar“ und zuversichtlich wie schon lange nicht die Hand. Die überraschende Begegnung  im Kreml dokumentiert einen großen Punktesieg Putins in seiner neuen,  aktiven Nahost-Strategie. Er hat Assad durch massive Luftschläge knapp vor der vernichtenden Niederlage durch seine internen Gegner gerettet, egal, ob darunter auch von den USA unterstützte Rebellen sind. Sie alle gelten für ihn als „Terroristen“. Tatsächlich gibt es ja heute nach vier Kriegsjahren und 200.000 Toten kaum noch vertrauenswürdige „Gemäßigte“ am blutigen Schauplatz Syrien – ein Faktum, das die USA nicht eingestehen wollen.
Bei diesem Handschlag ging es aber um viel mehr. Die Weichen für die Zukunft Syriens sollten gestellt werden und für Russlands neue Rolle im gesamten Mittleren Osten. Putin machte dem Westen und Assads arabischen Gegnern klar, dass Syriens – vorerst ? – geretteter Präsident zumindest für eine Übergangszeit im Amt bleiben müsse. Denn er braucht Assad in dieser Position, um bei internationalen Friedensverhandlungen eine dominierende Stellung einzunehmen, ja vielleicht zu diktieren. Zugleich gilt seine Botschaft der gesamten arabischen Welt: Russland ist wieder da, nach drei Jahrzehnten der Abwesenheit, eine Supermacht, die – im Gegensatz zur zögerlichen amerikanischen – sich durch Entschlossenheit und Verlässlichkeit auszeichnet, bereit, wieder ein strategisches Gegengewicht zu den USA zu schaffen. Große Teile der über die US-Politik tief frustrierten arabischen Welt mögen darin neue Hoffnung schöpfen.
 

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