von Birgit Cerha
Das Land blutet und sein Herrscher reicht Russlands Präsidenten
Putin lächelnd, „enorm dankbar“ und zuversichtlich wie schon lange nicht
die Hand. Die überraschende Begegnung im Kreml dokumentiert einen
großen Punktesieg Putins in seiner neuen, aktiven Nahost-Strategie. Er
hat Assad durch massive Luftschläge knapp vor der vernichtenden
Niederlage durch seine internen Gegner gerettet, egal, ob darunter auch
von den USA unterstützte Rebellen sind. Sie alle gelten für ihn als
„Terroristen“. Tatsächlich gibt es ja heute nach vier Kriegsjahren und
200.000 Toten kaum noch vertrauenswürdige „Gemäßigte“ am blutigen
Schauplatz Syrien – ein Faktum, das die USA nicht eingestehen wollen.
Bei diesem Handschlag ging es aber um viel mehr. Die Weichen für
die Zukunft Syriens sollten gestellt werden und für Russlands neue Rolle
im gesamten Mittleren Osten. Putin machte dem Westen und Assads
arabischen Gegnern klar, dass Syriens – vorerst ? – geretteter Präsident
zumindest für eine Übergangszeit im Amt bleiben müsse. Denn er braucht
Assad in dieser Position, um bei internationalen Friedensverhandlungen
eine dominierende Stellung einzunehmen, ja vielleicht zu diktieren.
Zugleich gilt seine Botschaft der gesamten arabischen Welt: Russland ist
wieder da, nach drei Jahrzehnten der Abwesenheit, eine Supermacht, die –
im Gegensatz zur zögerlichen amerikanischen – sich durch
Entschlossenheit und Verlässlichkeit auszeichnet, bereit, wieder ein
strategisches Gegengewicht zu den USA zu schaffen. Große Teile der über
die US-Politik tief frustrierten arabischen Welt mögen darin neue
Hoffnung schöpfen.
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