Mittwoch, 14. Januar 2015

Jemen: Das wichtigste Rückzugsfeld für Terroristen

Wie sich der Al-Kaida Ableger AKAH, trotz intensiven US-Dronenkrieges zur größten internationalen Bedrohung entwickeln konnte
 
Von Birgit Cerha 

Harith al-Nadari, Sprecher von „Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AKAH) beeilte sich, die Verantwortung für die Terrorakte von Paris zu übernehmen. Die „Charlie-Hebdo“Attentäter Cherif und Said Kouachi hätten im Auftrag von AKAH getötet. Der Terrororganisation kommen die Gewaltakte von Paris hoch gelegen. Gewinnt sie damit doch die Chance, in ihrem Rivalitätskampf gegen die jüngst weit stärker im Rampenlicht stehenden „Islamischen Staat“ (IS) ihren Führungsanspruch in der grausigen Welt der Jihadis zu untermauern. „Westliche Länder, vor allem die USA, Großbritannien und Frankreich, werden tief in ihren Ländern für ihre Verbrechen büßen“, wettert ein AKAH-Sprecher.  Terrorakte militanter Einzelgänger und kleiner Gruppen in deren westlichen Heimatländern sollen nach Kräften unterstützt werden.
AKAH gewinnt ungeachtet eines jahrelang von Washington in Kooperation mit den jemenitischen Sicherheitskräften geführten Krieges in Arabiens ärmsten Land bedrohlich an Stärke. Der Zerfallsprozess des  Staates, beschleunigt durch den Sturz des Diktators Ali Abdullah Saleh 2011, hat gewalttätigen sunnitischen Extremisten aus der gesamten Region das wichtigste Rückzugsfeld geöffnet.
 
Jemen: Das wichtigste Rückzugsfeld für Terroristen
Wie sich der Al-Kaida Ableger AKAH, trotz intensiven US-Dronenkrieges zur größten internationalen Bedrohung entwickeln konnte
 
Harith al-Nadari, Sprecher von „Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AKAH) beeilte sich, die Verantwortung für die Terrorakte von Paris zu übernehmen. Die „Charlie-Hebdo“Attentäter Cherif und Said Kouachi hätten im Auftrag von AKAH getötet. Der Terrororganisation kommen die Gewaltakte von Paris hoch gelegen. Gewinnt sie damit doch die Chance, in ihrem Rivalitätskampf gegen die jüngst weit stärker im Rampenlicht stehenden „Islamischen Staat“ (IS) ihren Führungsanspruch in der grausigen Welt der Jihadis zu untermauern. „Westliche Länder, vor allem die USA, Großbritannien und Frankreich, werden tief in ihren Ländern für ihre Verbrechen büßen“, wettert ein AKAH-Sprecher.  Terrorakte militanter Einzelgänger und kleiner Gruppen in deren westlichen Heimatländern sollen nach Kräften unterstützt werden.
AKAH gewinnt ungeachtet eines jahrelang von Washington in Kooperation mit den jemenitischen Sicherheitskräften geführten Krieges in Arabiens ärmsten Land bedrohlich an Stärke. Der Zerfallsprozess des  Staates, beschleunigt durch den Sturz des Diktators Ali Abdullah Saleh 2011, hat gewalttätigen sunnitischen Extremisten aus der gesamten Region das wichtigste Rückzugsfeld geöffnet.  Es ist gerade auch der von Washington geführte Anti-Terrorkrieg , sowie eine gravierende Schwäche der Geheimdienste, die AKAH ihr Wachstum ermöglichen.
Seit Nasir al Wuhayshi, der kleine Jemenit mit der sanften Stimme und langjähriger Privatsekretär von Al-Kaida Chef Osama bin Laden, 2006 aus einem Gefängnis in Sanaa entflohen war und mit aus Saudi-Arabien verjagten Al-Kaida Aktivisten und deren jemenitischen Gesinnungsgenossen die AKAH gegründet hatte, fasste  die Gruppe immer stärker Fuß insbesondere in dem von der Zentralregierung vernachlässigten Süden des Landes. Sie errichtete Trainingslager für Extremistengruppen aus anderen Ländern, insbesondere Syrien und Irak, gründete „Inspire“, das erste von Jihadis geführte Onlinemagazin in Englisch und entwickelte im  Jemen den Nährboden einiger der spektakulärsten Terrorpläne gegen den Westen. Der begabte saudische Bombenbastler Ibrahim al-Asiri baut dort an nicht-metallischen „Unterhosenbomben“, mit denen er den saudischen Antiterrorchef  töten und einen  Anschlag auf ein US-Verkehrsflugzeug 2009 verüben wollte. Beide Attentate schlugen fehl. Doch Asiri soll laut Geheimdienstkreisen weiter experimentieren.
So stufen die USA AKAH als gefährlichste Terrororganisation ein und begründen damit einen intensiven Dronenkrieg im Jemen.  Wiewohl von US-Präsident Obama immer  als Erfolg dargestellt, verfehlt diese Kampagne seit Jahren ihr Ziel.  Der intensive Einsatz von Dronen, die mangels korrekter Geheimdienstinformationen immer häufiger Unschuldige und vor allem viele Zivilisten treffen, die Zerstörung ganzer  Dörfer, die wachsende Zahl von in elenden Verhältnissen lebenden und von der Regierung ignorierten Flüchtlinge steigern den Zorn der Bevölkerung auf die „amerikanischen Aggressoren“. Al Wuhayshi, der seinen Jihad im Jemen auf die staatlichen Sicherheitskräfte beschränkt und  Zivilsten schont, gewinnt unter der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit an Sympathie.
Salehs Nachfolger Abed Rabbo Hadi erwies sich für die USA als weit verlässlicherer  Verbündeter.  So gelang es im Vorjahr, AKAH aus wichtigen Regionen im Süden wieder zu verjagen. Doch dann erlitt Washington mit dem Vormarsch der vom Iran unterstützten „ Houthis“ (eine im nördlichen Saada konzentrierte, vom regierungskritischen Geistlichen der schiitischen Zaiditen geführte Guerillaorganisation) einen einschneidenden Rückschlag. Die Houthis eroberten mit Waffengewalt im September Sanaa und stürzten die Regierung. Ihr Vormarsch bis ins südliche Aden  droht. In Panik suchen sunnitische Stämme militärische Hilfe in diesem nun auch im Jemen ausgebrochenen Krieg zwischen Sunniten und Schiiten. AKAH nützt die Chance und übernahm die Führung im Kampf der Stämme gegen die Houthis.  So gewinnt Al-Kaida im Jemen dank der Dronenattacken,  der militanten Herrschaftsgelüste der Houthis und der gravierenden, von Sanaa vollends ignorierten sozialen Probleme des Landes ihr wichtigstes Rekrutierungspotential. Und der Westen könnte sehr bald die Rechnung für sein Versagen erhalten, dem zusammenbrechenden, bitterarmen Jemen bei dem durch den Sturz Salehs 2011 eingeleiteten Übergang zu einem stabilen demokratischen System unter die Arme zu greifen.
 
 

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