Welche Ziele verfolgen die Milizionäre der Zaiditen-Minderheit in Arabiens ärmsten, auseinanderbrechenden Land?
„Alle Optionen stehen offen und ohne Ausnahme….. . Und daher rate
ich dem Präsidenten…setze das Abkommen (vom vergangenen September über
eine faire Verteilung der Macht im Jemen) durch. Es ist zu deinem
Vorteil und zum Vorteil deines Volkes.“ Mit großem Selbstbewußtsein
präsentierte der 33-jährige Abdel Malek al-Houthi über das von seinen
Milizionären vergangenen Montag unter Kontrolle genommene staatliche
Fernsehen Präsident Hadi seine Bedingungen, während Houthis Kämpfer
Dienstag in die private Residenz Hadis eindrangen.
Ein Staatsputsch einer bis vor wenigen Monaten als lokale Guerillatruppe im Nord-Jemen international nur wenig beachteten Miliz? Nein, von Putsch redet al-Houthi nicht. Der Präsident sei frei, jederzeit seine Residenz zu verlassen. Die offizielle Verantwortung für die Führung dieses von blutigen Rivalitäten der Stämme, der Religions- und Extremisten und Separatistengruppen, sowie der Anhänger des 2012 gestürzten Diktators Ali Abudllah Saleh zerrissenen, bitterarmen Landes, will Abdel Malek offenbar nicht übernehmen. Zu wahrscheinlich wäre sein Scheitern. „Nur langsam”, so meint Said Farea al-Muslimi vom „Middle East Center“ des „Think Tanks“ „Carnegie Endowment“. wollten die Houthis die Kontrolle über den Jemen an sich reißen – “Schock und dann Stop, Schock und dann Stop”.
Ein Staatsputsch einer bis vor wenigen Monaten als lokale Guerillatruppe im Nord-Jemen international nur wenig beachteten Miliz? Nein, von Putsch redet al-Houthi nicht. Der Präsident sei frei, jederzeit seine Residenz zu verlassen. Die offizielle Verantwortung für die Führung dieses von blutigen Rivalitäten der Stämme, der Religions- und Extremisten und Separatistengruppen, sowie der Anhänger des 2012 gestürzten Diktators Ali Abudllah Saleh zerrissenen, bitterarmen Landes, will Abdel Malek offenbar nicht übernehmen. Zu wahrscheinlich wäre sein Scheitern. „Nur langsam”, so meint Said Farea al-Muslimi vom „Middle East Center“ des „Think Tanks“ „Carnegie Endowment“. wollten die Houthis die Kontrolle über den Jemen an sich reißen – “Schock und dann Stop, Schock und dann Stop”.
Wer steckt hinter dieser Bewegung und ihrem kometenhaften Aufstieg
zur heute stärksten Kraft im Jemen, die in die Hauptstadt Sanaa und in
weiter westlich und südlich gelegene Landesteile vordrang. Was sind ihre
Ziele?
Im zarten Alter von 33 führt Abdel Malek einen Aufstand an, der das
Regime in Sanaa bis ins Mark erschüttert. Als jüngster von acht Brüdern
wuchs Abdel Malek unter der strengen Aufsicht seines Vaters, eines
prominenten Theologen der Zaiditen in der nord-jemenitischen Provinz
Saada auf. Die Zaiditen, ein Zweig des schiitischen Islams stellen in
dem mehrheitlich von Sunniten bewohnten Jemen etwa ein Drittel der
Bevölkerung, konzentriert in den Bergen des Nordens. Sie führten bis zu
ihrem Niedergang in einem blutigen Krieg 1962 ein tausendjähriges, von
ihren Imamen beherrschtes Reich im Nordjemen. Nach dem Untergang des
Imamats wurden die Zaiditen politisch an den Rand gedrängt und
ökonomisch sträflich vernachlässigt – bis heute. Abdul Maleks älterer
Bruder Hussein gründete die Houthi-Bewegung zur Verteidigung der Rechte
der Minderheit und deren religiöser Heiligtümer und wurde 2004 zu Beginn
eines Aufstands gegen das Regime Salehs von Regierungstruppen getötet.
Der Diktator beschuldigte Houthi, er wolle das Imamat wiederbeleben –
ein Verdacht, den viele einflußreiche Sunniten im Jemen nun verstärkt
hegen. So übernahm Abdel Malek mit 23 die Bewegung und erwies sich rasch
als starker Feldkommandant und schlauer Taktiker. Bis 2010 machte er
den Regierungstruppen in einem entschlossenen Aufstand schwer zu
schaffen und verängstigte nicht nur die Zentralregierung in Sanaa,
sondern insbesondere auch den saudischen Nachbarn, der fürchtete, das
Streben der Houthis nach Achtung ihrer Rechte und religiösen Freiheiten
werde auch die in der angrenzenden saudischen Ostregion lebende
schiitische Minderheit anstecken. So unterstützte Riad tatkräftig Saleh
in einem brutalen Krieg gegen die Houthis und flog selbst mehrmals
Luftangriffe. Dörfer wurden zerstört, Tausende Menschen getötet und mehr
als Hunderttausend in die Flucht getrieben. Der Krieg endete 2010 mit
einem Waffenstillstand, doch das Leid der Houthis nicht.
Erst im „jemenitischen Frühling“ 2011 öffneten sich politisch für
die Houthis die Tore nach Sanaa. In ihrem Ringen um politische
Repräsentanz in der Zentralregierung und Achtung ihrer Rechte
beteiligten sie sich an den monatelangen Demonstrationen demokratischer
Kräfte gegen Saleh, die mit dem in einem von den arabischen Golfstaaten
vermittelten Abkommen zum Abtritt des Diktators Anfang 2012 endeten,
doch der demokratischen Revolution nicht zum Sieg verhalfen. Die alten
korrupten Kräfte sitzen immer noch an den Schalthebeln der Macht und der
Präsident ist zu schwach, um Reformen durchzusetzen. Frustration,
Verzweiflung über die Unfähigkeit, das Land aus einer sozialen
Katastrophe zu retten und der himmelschreienden Korruption Einhalt zu
gebieten machten sich breit. Abdul Malek nutzte das Machtvakuum, das
sich durch den Abtritt Salehs geöffnet hatte und drang zunehmend bis
Sanaa vor, wo er auch Sympathie selbst unter der bitter enttäuschten
sunnitischen Bevölkerung fand. Insbesondere in der jungen Generation
begrüßte man diesen jungen, tatkräftigen Strategen, der es als einziger
wagte, die Grundübel des Landes offen auszusprechen.
Doch Abdel Malek strebt nicht nach Demokratie im westlichen Sinne.
Er will den Jemen zu einem islamischen Staat führen, freilich mit
gleichberechtigtem Einschluss der Minderheiten in das politische System.
Er fordert radikale soziale Reformen, um die Not der am Rande des
Existenzminimums dahinvegetierenden Bevölkerung zu lindern. Heftig
kritisiert er den engen militärischen Pakt Sanaas mit den Amerikanern
und den US-Droneneinsatz gegen Al-Kaida-Ziele, der zunehmend unschuldige
Zivilisten trifft. Gleichzeitig liefern sich Al-Kaida Terroristen, die
die Houthis als zu tötende Abtrünnige vom Glauben verteufeln, mit den
Houthis zunehmend blutige Gefechte. Wie seine schiitischen
Gesinnungsgenossen von der libanesischen Hisbollah oder seine iranische
Schutzmacht, sieht Abdel Malek in den USA den Hauptverursacher allen
Übels im Mittleren Osten. Darauf lassen auch die Slogans schließen, die
seine Milizionäre nach der Eroberung Sanaas im September auf Häuserwände
malten: „Tod Amerika, Tod Israel, Verdammt sind die Juden, Sieg dem
Islam“. Doch Vorwürfe, sie erhielten vom Iran intensive Waffenhilfe,
weist al-Houthi entschieden zurück und betont zugleich die absolute
Unabhängigkeit seiner Bewegung.
Sunnitische Stämme im Jemen, die unterdessen Hilfe bei dem
kampferprobten und sehr aktiven Al-Kaida Ableger im Lande suchen, sehen
die Houthis dennoch als Handlanger des Irans, eine Entwicklung die vor
allem Saudi-Arabien in seinem intensiven Rivalitätsstreit mit der
Teheraner Geistlichkeit zutiefst irritiert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen