Sonntag, 30. November 2014

Der Kreis schließt sich


Von Birgit Cerha

Das Kairoer Gericht hat mit der Freilassung  Mubaraks der ägyptischen Revolution den endgültigen Todesstoß versetzt und das Rad der Geschichte zurückgedreht. Dass der alten Garde die Tore von Macht und deren Missbrauch nun wieder offen stehen, mag das geringere Übel sein. Das Urteil lässt fürchten, dass Transparenz und Gerechtigkeit, für die die tapferen jungen Revolutionäre 2011 gekämpft hatten, im neuen Ägypten Sisis eben so wenig Platz finden wie in jenem Mubaraks. Die Justiz und mit ihr die Polizei bleiben treue Machtinstrumente. Niemand muss die Verantwortung für den gewaltsamen Tod von fast 900 Menschen tragen, nachdem vor Mubarak schon Polizeioffiziere freigesprochen worden waren.  Die als „Hüter der Nation“ im Krieg gegen die Islamisten nun gefeierten Sicherheitskräfte werden sich durch das Urteil in ihren Aggressionen bestärkt fühlen. In Sisis Ägypten, wo in wenigen Monaten mehr Demonstranten starben als in drei Jahrzehnten Mubaraks wird das Töten weitergehen.
 

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