von Birgit Cerha
Sie
laufen um ihr Leben. Flucht oder Tod durch barbarische Schlächter, das
ist die Wahl, die Zehntausenden Kurden Nord-Syriens angesichts der
heranrückenden Terroristen des „Islamischen Staates“ (IS) bleibt. Doch
der rettende Nachbar Türkei ist nicht nur traditioneller Feind der
Kurden, sondern angesichts dieses Ansturms menschlicher Pein auch
hoffnungslos überfordert. Eine Million Flüchtlinge aus dem syrischen
Bürgerkriegsland beherbergt er bereits und noch mehr werden kommen. An
dieser gigantischen humanitären Katastrophe aber hat die Türkei ein
gerüttelt Maß an Mitschuld. Denn ihr Beitrag an dem spektakulären
Erstarken von IS ist unumstritten.
NATO-Mitglied,
enger Verbündeter der USA, EU-Aufnahmekandidat, zeigt die vom
„demokratischen“ Islamisten Erdogan geführte Türkei erstaunliche
Sympathie für die gefährlichsten Todfeinde des Westens, widersetzte sich
beharrlich wiederholt vorgebrachten Bitten aus der EU und den USA, den Zustrom
von Geld, Waffen und Kämpfern zu IS nach Syrien oder den illegalen
Verkauf von Öl aus den von IS eroberten syrischen und irakischen Quellen
in der Türkei zu stoppen. Zugleich sperrten die Türken seit vielen
Monaten die Grenze zu dem sich autonom in Nord-Syrien entwickelnden
kleinen Kurdistan, das ihnen offensichtlich weit bedrohlicher erscheint
als der menschenverachtende IS. Deren Krieg gegen Syriens überwiegend
mit der in der Türkei immer noch verbotenen „Kurdischen Arbeiterpartei“
PKK verbündeten Kurden dient Ankaras Ziel, die kurdische Autonomie in
Syrien zu zerstören.
Wo
Sympathie und Zweckmäßigkeit im Umgang mit IS für die Türkei ihre
Grenzen finden, lässt sich noch nicht erkennen. Die Weigerung, sich der
von den USA geführten internationalen Allianz gegen IS anzuschließen,
soll nach glaubwürdigen Quellen die Terroristen bewogen haben, 49 im
irakischen Mosul seit Juni festgehaltene ‚Türken freizulassen. Ohne
Ankaras Kooperation ist ein durchschlagender Erfolg der Allianz gegen IS
nicht möglich. Das menschliche Elend an seinen Grenzen aber wird
unweigerlich auch die Türkei einholen.
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