Montag, 1. Juli 2013

Kommentar: Ägypten am Wendepunkt

von Birgit Cerha

Noch nie seit dem Sturz Präsident Mubaraks 2011 war Ägypten so zornig und so bedrohlich in zwei unversöhnliche Lager gespalten. Die Gegner der islamistischen Herrscher belagern den Präsidenten. Wiewohl Mursi seine Gesinnungsgenossen in den Staatsapparat eingeschleust hat, stehen wichtige Institutionen nicht auf seiner Seite, die Justiz und die Sicherheitskräfte. Die Polizei bot oppositionellen Randalierern keinen Widerstand. Damit droht diese Kraftprobe zwischen den beiden Ägypten außer Kontrolle zu geraten. Mursi, arrogant von seiner Macht und der Schwäche, Führungs- und Visionslosigkeit der Opposition überzeugt, hat jede Hoffnung auf nationalen Konsens verspielt.
Er hat selbst die Sympathie seiner islamistischen Rivalen, der Salafisten, verloren. Ägypten steht wieder an einer Kreuzung. Es hat die Wahl zwischen den Moslembrüdern, dem Militär, den Revolutionären und der schweigenden Mehrheit, die zunehmend ihre Stimme findet. Alle Seite müssen einen Weg zur Verständigung suchen, um das Land vom Rand des Abgrunds zu reißen und die Ansätze einer demokratischen Entwicklung zu retten.

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