Die Bedeutung des Todes von Anwar al Awlaki im Jemen „läßt sich nicht überschätzen"
von Birgit Cerha
„Ich schätze die Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AKAH) mit Anwar al Awlaki als einen der Führer in der Organisation für wahrscheinlich die bedeutendste Gefahr für die USA ein.“ Das stellte vor wenigen Monaten Michael Leiter, der Direktor des „National Counterterrorism Center“ in den USA in einer Anhörung des Kongresses in Washington fest. Seit Jahren steht der in den USA geborene islamische Prediger jemenitischer Herkunft im Spitzenfeld der von der US-Administration meistgesuchten mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verknüpften Extremisten. Nur vier Monate nach der Tötung von Al-Kaida Chef Osama bin Laden ist nun auch Awlaki ausgeschaltet. US-Regierungskreise bestätigten Freitag die Erklärung des jemenitischen Verteidigungsministers, dass der Geistliche durch eine Attacke aus der Luft in der ostjemenitischen Provinz Marib, einer der Hochburgen der AKAH, getötet worden sei. Nähere Einzelheiten, insbesondere die entscheidende Frage ob die jemenitische Luftwaffe oder eine US-Drohne die Attacke durchgeführt hatte, bleiben vorerst geheim. Mehrmals hatten die USA offensichtlich bereits versucht, mit Hilfe von Kampfdrohnen Awlaki zu töten, eine gefährliche Strategie, das sie eine ohnedies der Supermacht gegenüber kritische eingestellte lokale Bevölkerung noch stärker gegen sich aufbringen könnte.
Aus westlichen Regierungskreisen heißt es, der Tod Awlakis „läßt sich nicht überschätzen“.
Es gäbe für diesen feurigen Extremistenprediger „keinen offensichtlichen Ersatz“. Und vielleicht sei dies ein Hinweis darauf, dass Ängste vor einer Ausbreitung mit Al-Kaida verbundener Jihadis im derzeitigen Chaos des Jemen nicht volle Berechtigung besäßen. So zumindest eine optimistische Analyse.
Doch was unterschied Awlaki von anderen führenden Al-Kaida Extremisten weltweit, das ihn, der sich seit Jahren im fernen Jemen versteckt hielt, so gefährlich machte?
Im Gegensatz zu allen anderen Al-Kaida Führern besaß der 1971 um US-Staat New Mexico als Kind einer wohlhabenden jemenitischen Familie – der Vater war Landwirtschaftsminister und Präsident der Universität von Sanaa – geborene Anwar die amerikanische Staatsbürgerschaft, die ihm jederzeit die Einreise in die USA ermöglichte, wo er sich durch seine Predigten in Moscheen und bei seiner Arbeit als Vizepräsident einer islamischen Hilfsorganisation (die laut US-Geheimdienst FBI als „Frontorganisation zur finanziellen Unterstützung für Terroristen“ dient und deren Chef engen Kontakt mit Bin Laden hatte) einen Kreis von Sympathisanten aufgebaut hatte.
Nachdem Awlaki in seinen unter Gleichgesinnten hochpopulären Internet- und Videobotschaften zur Tötung von Amerikanern aufgerufen hatte, setzte ihn Präsident Obama im April 2010 auf die „Most Wanted“ –Liste der USA und schließlich als ersten US-Staatsbürger auf eine Tötungsliste. Zu den Vorwürfen gegen den Haßprediger zählen – zumindest indirekte . Kontakte mit drei der Attentäter vom 11. September 2001, die nachweislich seine Moschee besucht hatten, sowie Verbindung mit dem Amokläufer von Fort Hood, der Ende 2009 auf dem texanischen Militärstützpunkt von Fort Hood zwölf Soldaten und einen Zivilisten getötet hatte. Ebenso soll er auch Kontakt mit dem Nigerianer Farouk Abdulmutallab gehabt haben, der zu Weihnachten 2009 ein US-Passagierflugzeug in die Luft zu sprengen versuchte.
Seit 2004 hielt sich Awlaki mit seiner Frau und seinen fünf Kindern in seiner jemenitischen Heimat auf, wo er an der al-Iman Universität in Sanaa unterrichtete, bis er sich schließlich angesichts verschärften Drucks durch das mit den USA im Anti-Terrorkrieg verbündete Regime in Sanaa, unter den Schutz seines großen und mächtigen Awalik-Stammes in den Gebirgsregionen von Schabwa und Marib begab. Aus internen Gründen, in seinem Seiltanz zur Erhaltung der Macht, wagte es Präsident Saleh nicht, mit der von Washington geforderten Entschlossenheit gegen Awlaki vorzugehen.- Ein jemenitischen Gericht verurteilte ihn lediglich im Januar in Abwesenheit zu zehn Jahren Gefängnis wegen seiner Rolle bei der Ermordung eines französischen Unternehmers in Sanaa 2010.
Zwar hatte Awlaki, der in den USA das Studium des Zivilingenieurs und der Erziehungswissenschaften abgeschlossen hatte, nur wenige Monate islamische Lehren studiert, doch sein feuriges Charisma und seine Rhetorik machten ihn so gefährlich. Durch sein perfektes Englisch konnte er auch in nicht-arabischen Kreisen im Westen Rekruten für den Jihad gewinnen. In der AKAH aber spielte er nach Einschätzung von Terror-Experten eher als „geistlicher Mentor“, zur Anwerbung für den tödlichen Jihad gegen den amerikanischen und westlichen Feind em denn als Organisator von Gewaltakten eine entscheidende Rolle.
Samstag, 1. Oktober 2011
Wieder ein Schlag für Al-Kaida
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