Golfstaaten bekräftigen aktive Beteiligung an westlicher Militäraktion, doch zu einem Preis
von Birgit Cerha
Während Briten und Franzosen Sonntag mit ihren Attacken auf die Militärmaschinerie des libyschen Diktators Gadafi begannen, blieben in der arabischen Welt Massenproteste, wie sie die Region vor acht Jahren zum Auftakt des von den USA geführten Krieges gegen den Iraker Saddam Hussein erlebt hatte, aus. Der exzentrische libysche Despot findet weder unter den Herrschern, noch unter der Bevölkerung der Region viel Sympathie. Einzig Algerien, das um seine eigene Stabilität fürchtet und die Diktatoren des Jemen und Syriens sprachen sich offen gegen eine internationale Militäraktion aus. Der Syrer Assad und sein selbst schwer bedrängter jemenitischer Amtskollege Saleh befürchten die Beispielwirkung Libyens auf ihr Schicksal.
Alle anderen Mitglieder der Arabischen Liga wichen von der traditionellen Position ab, dass arabische Probleme einzig arabischer Lösungen bedürften: Katar bekräftigte Sonntag seine Entschlossenheit, sich militärisch aktiv zu beteiligen. Dies sagten auch die Vereinigten Arabischen Emirate zu. Eine arabische Unterstützung raubt Gadafis Argument, der „Kolonialismus kehrt nach Libyen zurück“, durch das er „Mitstreiter gegen den westlichen Kreuzzug“ auf seine Seite zu ziehen hofft, jegliche Glaubwürdigkeit.
Kuwait, wie insbesondere Saudi-Arabien, dessen erzkonservatives Königshaus seit langem den Gadafis verbalen Attacken ausgesetzt ist, hegen großes Interesse am Sturz des Libyers. Doch unterdessen verstärken sich die Anzeichen, der Westen musste einen Preis für die Hilfe der Golfaraber bezahlen. Denn während Saudi-Arabiens König Abdullah die libyschen Demokratie-Aktivisten unterstützt, eilt er mit Hunderten seiner Soldaten seinem Amtskollegen in Bahrain zu Hilfe, um dessen autokratische Herrschaft abzusichern, ohne Widerstand des Westens zu befürchten. Muss Bahrains demokratische Opposition für die Rettung der libyschen Rebellen bezahlen?
Ägypten, das historisch starken Einfluss auf Libyens Ostregion ausgeübt hatte, hofft einerseits, dass ein Sturz Gadafis oder eine Spaltung Libyens ihm eine Rückkehr zu seiner alten Position in diesem Gebiet ermöglicht. Anderseits können sich anhaltende Turbulenzen im Nachbarstaat als äußerst gefährlich für Ägyptens eigene Stabilität gerade in der labilen Periode des Übergangs von Diktatur zu einem demokratischen System erweisen. Stillschweigend haben die ägyptischen Streitkräfte offenbar mit US-Billigung begonnen, libyschen Rebellen mit Waffen, Training, Nahrungsmittel und medizinischer Versorgung zu helfen. Bisher gibt es keine Hinweise ägyptischer Truppenmassierungen an der Grenze zu Libyen. Offiziell heißt es vorerst noch, eine direkte Militärintervention Ägyptens komme nicht infrage.
Sonntag, 20. März 2011
LIBYEN: Wenig arabische Sympathie für Gadafi
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