Der Jemen ist auf dem besten Weg, sich der Reihe der „gescheiterten Staaten“ anzuschließen.Das einzige Land auf der Arabischen Halbinsel, das über Wasser und reiche Vegetation verfügte und deshalb einst von den Römern als „Arabia felix“ gepriesen wurde, ist heute das ärmste der arabischen Welt. 40 Prozent der 23 Millionen Jemeniten leben unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosenrate liegt über 35 Prozent und droht sich noch dramatisch zu erhöhen, da mit einer Verdoppelung der Bevölkerung innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte gerechnet wird.
Zugleich trocknen die Wasserquellen aus. Sanaa droht als erste Hauptstadt der Welt bald kein Wasser mehr zu haben. Experten sehen den Hauptgrund für diese dramatische Entwicklung in einer katastrophal fehlgeleiteten Landwirtschaftspolitik. Begierig nach raschem Geld bauen jemenitische Bauern seit vielen Jahren nur noch Kat an, eine Pflanze, deren Blätter einen berauschenden Saft enthalten, dem bereits ein großer Teil der erwachsenen Bevölkerung erlegen ist. Nicht nur kann sich der Jemen deshalb nicht mehr selbst ernähren, nicht nur saugt der große Mengen Wasser verschlingende Kat die Lebensquellen aus. Die berauschte Bevölkerung versinkt mehr und mehr in lähmende Apathie, statt die Wirtschaftsproduktion voranzutreiben.
Zudem werden Jemens bescheidene Ölquellen, die aber dennoch die Wirtschaft ein wenig stützen, in wenigen Jahren ausgeschöpft sein. Internationale Entwicklungshilfe versickert häufig im Sumpf dieses Regimes, das zu den korruptesten der Welt zählt. Der Staat erfüllt die infrastrukturellen Grundbedürfnisse der Menschen bei weitem nicht. Es fehlt gravierend an Schulen und Lehrern. Die Regierung verspricht nun einen 15-Jahre-Plan, um die erschreckende Analphabetenrate von 50 Prozent allmählich zu senken.
Die Katastrophale Politik Ali Abdullah Salehs, seit 1978 an der Spitze des Staates, verschärft die Krise. Als sich der Jemen nach der irakischen Invasion Kuwaits 1990 auf die Seite Bagdads stellte, wiesen Saudi-Arabien und die anderen Golfstaaten 850.000 jemenitische Gastarbeiter aus. Bis heute hat der Jemen diesen sozialen Schock nicht verkraftet. Hinzu kam ein blutiger Bürgerkrieg, durch den Saleh 1994 den erlegenen Süd-Jemen zwang, in der Union mit Sanaa zu bleiben, die die unabhängige „Volksrepublik Jemen“ 1990 mit dem Norden geschlossen hatte. Saleh gewann den Krieg, doch nicht die Herzen der Süd-Jemeniten, die sich diskriminiert, vernachlässigt, benachteiligt fühlen und mehr und mehr nach früherer Eigenständigkeit zurücksehnen. Separatistenorganisationen halten zunehmend die Waffen gezückt. Zugleich flammt im Noren ein Krieg gegen die schiitische Minderheit, die ebenfalls mehr Rechte fordert, immer wieder auf und eine wachsende Zahl der mächtigen und bis auf die Zähne bewaffneten Stämme verweigert Saleh die Gefolgschaft. Zunehmend erfolgreich versuchen Jihadis der Al-Kaida die Stämme zu infiltrieren und damit das Regime noch mehr zu schwächen. Die staatliche Autorität reicht kaum über die Grenzen der Hauptstadt Sanaa und deren unmittelbare Umgebung hinaus.
Dienstag, 7. September 2010
LEXIKON: ARMENHAUS JEMEN
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