von Birgit Cerha
Hatte ihn Mehdi, der „verborgene Imam“, vor einem wütenden Attentäter beschützt? War es ein „Feuerwerkskörper“, ein Kinderspielzeug gewesen, mit dem seine Anhänger ihre Freude über seinen Besuch bekundeten, wie ein iranischer Präsidentensprecher dem Volk weiszumachen sucht? Oder war es gar der verzweifelte – und gescheiterte – Versuch eines angesichts wachsender Probleme in die Enge getriebenen Präsidenten, ein feindliches Komplott zu erfinden, um vor allem den bedrohlichen Widerstand gegen ihn innerhalb des Regimes zu brechen?
Ob die Wahrheit über Berichte und Dementis um einen angeblichen Attentatsversuch auf Präsident Ahmadinedschad je ans Tageslicht kommt, ist höchst fraglich. Tatsache ist, dass die Ereignisse vom Mittwoch, insbesondere die widersprüchlichen Reaktionen in Teherans Führung, auf tiefe Verwirrung und Unsicherheit in den Präsidentenstuben der „Islamischen Republik“ schließen lassen. Von allen Seiten nimmt der Druck auf Ahmadinedschad dramatische Formen an. Die Hausmacht der sozial Minderbemittelten bröckelt mit der sich verschärfenden Wirtschaftskrise und den sozialen Auswirkungen der neuen internationalen Sanktionen ab. Ein Jahr brutalster Repressionen steigert den Zorn und die Zahl jener, die nichts mehr zu verlieren haben und innerhalb des Regimes braut sich ein Komplott der starken Gruppe der pragmatischen Konservativen zusammen, die Ahmadinedschad seit Monaten zu entmachten sucht. War es wirklich ein Attentatsversuch, der erste auf ein führendes Mitglied des Regimes seit den 80er Jahren, dann besitzen die Ereignisse von Hamedan höchste Bedeutung.
Erschienen in der "Frankfurter Rundschau" am 05.08.2010
Mittwoch, 4. August 2010
IRAN: Ein „Kinderspielzeug“ oder viel mehr?
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