Montag, 28. September 2009

Birgit Cerha: Irans gefährliche Manipulationen

Wieder wurde der Westen vom Iran hinters Licht geführt. Geheim baut Teheran eine zweite Atomanlage, während US-Präsident Obama ihm die Hand zum Gespräch entgegenstreckt. Doch der Westen hat im Streit um das iranische Atomprogramm fast keine anderen Optionen mehr. Deshalb auch würdigt Außenministerin Hillary Clinton Präsident Ahmadinedschads Einladung an die Atombehörde zur Inspektion der Atomfabrik von Qom und Obama warnt zwar vor unausweicherlicher Konfrontation, sollte der Iran sich nicht an internationale Regeln halten, gibt aber nicht die Hoffnung auf, dass die Donnerstag in Genf beginnenden Gesprächen der Mitglieder des Weltsicherheitsrats und Deutschland mit dem Iran – allmählich einen Ausweg aus der gefährlichen Atomkrise weisen.

Irans Geheimnistuerei hat die Entschlossenheit des Westens, hat Washingtons Position entscheidend gefestigt. Auch Rußland zeigt sich nun bereit, den Iran mit mehr Härte – etwa verstärkten Sanktionen – zum Einlenken zu zwingen. Doch dramatisch verschärftes Misstrauen gegenüber den wahren Absichten des „Gottesstaates“ reduzieren die ohnedies geringen Erfolgschancen der Gespräche auf ein Minimum. Der Verdacht, Teheran werde nach alter iranischer Manier die Gespräche nur nützen, um Zeit für den weiteren Ausbau des Atomprogramms zu gewinnen, steht als größte Hürde einer Verständigung im Wege. Zugleich wurde nun die Schwäche westlicher Geheimdienste entlarvt, die über das wahre Ausmaß des iranischen Atomprogramms weitgehend im dunkeln tappen. Gibt es außer Qom noch zahlreiche andere Anlagen? Diese Ungewissheit macht die militärische Option de facto unmöglich. Das gesteht indirekt auch der US-Verteidigungsminister ein. Und dass die andere Option – verschärfte Sanktionen – größere Wirkung zeigen als in anderen Krisenfällen, ist nahezu auszuschließen. Sanktionen pflegen das Volk hinter seinen Führern zu einigen. Nur Einbindung in das Gespräch kann Teheran - vielleicht - allmählich zu einem Kurswechsel bewegen. Obama hat die erkannt.

Erschienen in der "Frankfurter Rundschau" am 28.09.2009

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