Wie die einflussreichen arabischen TV-Stationen „Al Arabiya“ und „Al Jezira“ Obamas Kairoer Botschaft an die islamsiche Welt werten
Eine Mischung aus Hoffnung und Skepsis durchzieht die Berichterstattung der beiden einflussreichsten arabischen Satelliten-Fernsehsender „Al Arabiya“ und „Al Jezira“ zur „historischen“ Botschaft US-Präsident Obamas an die islamische Welt. In ersten Kommentaren heben Analytiker der beiden Sender lobend das Gemeinsame hervor, das Obama in Kairo darlegte. Obamas Worte „Islam ist ein Teil von Amerika“ stellt „Arabiya“ in den Vordergrund seiner Berichterstattung und räumt dem wiederholten Bezug des US-Präsidenten auf den „heiligen Koran“ große Beachtung ein, ebenso wie dem Bruch mit der Vergangenheit, insbesondere den acht Jahren der Bush-Administration, den Obama vollziehe.
In ersten Kommentaren lässt „Al Jezira“ einen Sprecher des Palästinenser-Präsidenten Abbas zu Wort kommen, der Obamas Rede als „guten Anfang“ charakterisiert und als „wichtigen Schritt zur Verwirklichung einer neuen US-Politik“ gegenüber der Region.“ Ein Führer der islamistischen Hamas fühlt sich in einem Interview mit „Al Jezira“ an Martin Luther Kings Rede „I have a dream“ erinnert und meint zur Aufforderung Obamas an Hamas, Israels Legitimität anzuerkennen: „Zuerst müssen wir unseren eigenen Staat haben, bevor man von uns die Anerkennung eines anderen verlangt.“ Doch die Botschaft, dass die USA keine Bedrohung für die islamische Welt darstellten, sei ein „gutes Signal“.
„Al Jezira“ spricht auch von einer „Gelegenheit den Glauben“ an die Supermacht wieder herzustellen. In einem eigenen Beitrag unter dem Titel „Ruhige Stimme, große Rute“ würdigt der Sender Obamas in Kairo erneut bekräftigte Forderung an Israel, den Siedlungsausbau in West-Jordanien zu stoppen, bemängelt jedoch das Fehlen von Sanktionsdrohungen, sollte Israel bei seinem „Nein“ bleiben.
Beide Sender widmeten breiten Raum einer „außergewöhnlichen Welle von Optimismus und Hoffnung“, die die „arabische Straße“ erfasst habe. „Al Jezira“ spricht gar von einem „Massen-Enthusiasmus für Obama“. „Al Arabiya“ kommentiert diese Stimmung besorgt als „Fantasie, die an Absurdität grenzt“. „Al Jeziras“ führender politische Analyst Marwan Bishara drängt auf eine „ernüchterne Analyse“. Man dürfe nicht vergessen, „dass die USA die größte Militärmacht der Welt bleiben“ und dass Israel die dominierende Macht und der stärkste Staat in der Region sei.
In unzähligen Vorausberichten ließen die beiden Sender zahlreiche Skeptiker zu Wort kommen, wie etwa Führer der ägyptischen Moslembrüder, die Obama dazu aufriefen, seine Position zur „Judaisierung Jerusalems“ klarzustellen und den US-Präsidenten warnten, „den Islam“ nicht noch mehr zu verärgern, sonst würde der Haß auf die Supermacht noch weiter zunehmen. „Al Arabiya“ gab ägyptischen Menschenrechtsaktivisten breiten Raum, die fürchteten, Obamas Entscheidung, in Kairo seine „historische Rede“ zu halten, würde vom ägyptischen Regime als Bestätigung seiner Politik gewertet und zu verschärften Repressionen ermutigen. Anderseits wies ein Sprecher der Moslembrüder jede Einmischung der USA in interne Angelegenheiten zurück. „Unser Kampf richtet sich gegen das Regime und ist ein rein interner“.
„Al Arabiya“ bemerkt, dass sich Obama bisher nur auf schöne Worte beschränkt hätte, doch es sei deutlich zu erkennen, dass er – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – den diplomatischen und nicht den militärischen Weg im Umgang mit der islamischen Welt suche. Kein Zweifel: Obama hat die Hoffnung vieler genährt.