150.000 Menschen mussten in Libanons Bürgerkrieg (1975 bis 1990) ihr Leben lassen. Zahlreiche politische Führer und Intellektuelle fielen Attentaten zum Opfer.
Doch kein Mord hat das Schicksal des Levantestaates derart ins Mark getroffen, wie jener an Ex-Premier Rafik Hariri 2005. Er hat das Volk vollends entzweigerissen, in ein pro-syrisches und pro-westliches Lager. Der Besonnenheit des Armeechefs und heutigen Präsidenten Suleiman, aber auch des Hisbollah-Chefs Nasrallah ist es zu danken, dass der Libanon nicht erneut im Blutbad versank. Kurzfristig konnte sich das Land von syrischer Militärmacht befreien. Der Anschein der heiß errungenen Souveränität währte nicht lange. Über seine Verbündeten, allen voran Hisbollah, versuchen sich Damaskus und Teheran Vorherrschaft im kalten Krieg gegen den Westen und Israel zu sichern. Ob selbst ein internationales Tribunal je die Mörder zu entlarven vermag, ist höchst fraglich. Schon gilt das syrische Regime nicht mehr als hauptverdächtig. Hariri, der Selfmade-Milliardär, heute als „Heiliger“ verehrt, hatte viele Feinde, auch im Libanon. In Wahrheit aber geht es längst nicht mehr primär um die Attentäter oder um Gerechtigkeit. Es geht um geopolitische Macht. Und die Libanesen zahlen blutig den Preis.