Terror wirft Schlaglicht auf ärmste Unruheprovinz im Osten des Landes
Das iranische Regime beeilte sich Freitag, die Schuld an einem blutigen Anschlag auf eine Moschee in Zahedan, in der südostiranischen Provinz Sistan-Belutschistan, dem „großen Satan“ USA zuzuschieben. Mindestens 23 Personen kamen durch einen mutmaßlichen Selbstmordanschlag in der Frauenabteilung der Amir al-Momenin-Moschee, des zweitgrößten schiitischen Gotteshauses in Zahedan ums Leben. Nach Angaben des führenden Geistlichen der Moschee wurden einer der Hauptverdächtigen und „andere Angehörige einer Terrorgruppe“ bereits verhaftet.
Die Moschee gilt als wichtiger Sammelplatz für revolutionäre Schiiten in einer überwiegend von Angehörigen der sunnitischen Belutschen bewohnten Region. Der Anschlag von Donnerstag abend ist der blutigste in einer Reihe von Attentaten in dieser entlegenen Provinz. Am 18. Februar wurde bei einer ähnlichen Attacke auf die Al-Gadhir Moschee niemand verletzt.
Die Provinz ist Schauplatz eskalierender Gewalt, für die meist die sunnitische Untergrundorganisation „Jundallah“ (Soldaten Gottes), jüngst in „Volks-Widerstandsbewegung des Irans“ unbenannt die Verantwortung trägt.
Diese Gruppe wird von dem 24-jährigen Belutschen Abdulmalak Rigi geführt, der seit 2003 zunehmend kühne Attacken gegen wichtige Ziele des Staates, insbesondere der Sicherheitskräfte durchgeführt hatte. Die iranischen Behörden bezichtigen „Jundallah“ enger Kooperation mit Al-Kaida., eine Behauptung, die Rigi energisch zurückweist, wiewohl er sich zunehmend der Methoden des Terrornetzwerkes bedient und etwa Geiseln auf brutale Weise ermordet.
Trotz der wachsende Brutalität seiner Banden, findet Rigi verstärkten Zulauf aus der bitterarmen, vom Staat vernachlässigten und jüngst immer massiver unterdrückten Bevölkerung, die er als die ärmsten Untertanenen im „Gottesstaat“ bezeichnet, die „Opfer eines Genozids“. Im Gegensatz zur gleichnamigen Organisation in Pakistan, die für ein unabhängiges Groß-Belutschistan kämpft, bekennt sich Rigi aber als Iraner, der lediglich das Leben seiner Mitbürger verbessern wolle. Seine Organisation habe einzig das Ziel, „die nationalen und religiösen Rechte der Belutschen und Sunniten“ im Iran zu verteidigen.
Tatsächlich ist Belutschistan die am massivsten vernachläßigste Region des Irans, deren Armut sich jüngst auch noch durch extreme Trockenheit verschärft. Arbeitslosigkeit und Analphabetenrate liegen hier weit über dem gesamtiranischen Durchschnitt. Junge Männer suchen einen Lebensunterhalt zunehmend in Schmuggel und Rauschgifthandel, weil sich keine Alternativen bieten. Dieses riesige, stark unterbevölkerte Sistan-Belutschistan, an der Grenze zu Afghanistan und Pakistan gelegen, ist der Haupttransitweg für Schmuggler aller Art. Durch dieses Gebiet wird ein großer Teil des Rauschgiftes von Afghanistan nach Europa und in die USA transportiert. Es ist eine Region, in der die iranischen Sicherheitkräfte längst jede Kontrolle an lokale Stämmen und mit ihnen verbündete Rauschgifthändler verloren haben. Blutige Gefechte zwischen den beiden Fronten mit schweren Verlusten für iranische Streitkräfte zählen zur Tagesordnung.
Wie die arabischen Nationalisten in Ahwas seit einiger Zeit Unruhe in der ölreichen Region Khusistan schüren, könnten sich auch die Nationalisten Belutschistans für westliche Geheimdienste als wertvolle Waffe zur Destabilisierung des Regimes in Teheran erweisen. Die USA hatten lange enge Kontakte mit dem Widerstand in Belutschistan gepflegt, doch 2001 die Unterstützung eingestellt.