von Birgit Cerha
[Bild: Arba'in in Tikrit]
Internationale Kulturhistoriker verfolgen mit Schaudern, wie die
Liste der zerstörten Zeugnissen des einzigartigen Erbes der Menschheit
im Irak und in Syrien immer länger wird. Hier eine Zusammenstellung
einiger der dramatischsten Verluste:
Aleppo: Die Zerstörungen in der alten syrischen Handelsstadt zählen zu den größten kulturhistorischen Katastrophen. Feuer als Folge von Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungssoldaten vernichtete den 13 km langen Al-Madina-Souks aus dem 17. Jahrhundert, den größte überdachte historische Markt der Welt. Rebellen beschädigten die Große Moschee, eine der ältesten Syriens, das eintausend Jahre alte Minarett stürzte ein, die Bibliothek ging in Flammen auf und Tausende seltene religiöse Manuskripte verbrannten.
Apameia: Eine der größten und besterhaltenen römischen und
byzantinischen Stätte in West-Syrien mit langen Kolonnaden und berühmten
Mosaiken gleicht heute einer Mondlandschaft, nachdem der IS fünf
Monate lang mit Maschinen den Boden nach Schätzen durchwühlen ließ.
Dura-Europos: Gravierend dürften Schäden und Verluste in dieser in
Ost-Syrien, hoch über dem Euphrat um 300 v. Chr. gegründeten
griechischen Stadt sein, die später dem Römischen Reich als Grenzfestung
diente. Wegen der besonders gut erhaltenen Ruinen wird Dura-Europos
als das „Pompei des Ostens“ bezeichnet. Zu seinem reichen Schatz zählt
eine Synagoge aus dem dritten Jahrhundert und eine Hauskirche, das
älteste archäologisch nachgewiesen christliche Gotteshaus. Wie viele
archäologische Stätten in Syrien wurde Dura-Europos wissenschaftlich
kaum erforscht.
Nabi Younis: Die Jonas-Moschee ist vermutlich der bisher
bedeutungsschwerste Verlust im Irak, im Juli 2014 von IS gesprengt. Auf
dem Gelände der Moschee befinden sich Überreste von Bauten aus dem 8.
Jahrhundert v.Chr. Hier soll nach Überlieferung der von Juden, Christen
und Muslimen gleichermaßen verehrte Prophet Jonas begraben sein. Unter
der Moschee liegen die Reste eines assyrischen Palastes. Was davon nun
zerstört oder geraubt wurde, ist bisher nicht bekannt.
Reliefs in Kalhu: In Nimrud,30 km südöstliche von Mosul, zerstörten
IS-Fanatiker im einzigen gut erhaltenen und mit Reliefs geschmückten
assyrischen Palast der antiken Stadt Kalhu die Gesichter der Abbildungen
zerstört.
Niniveh: Nach Berichten aus Mosul bereitet IS die Sprengung von
Teilen der 2.700 Jahre alten Stadtmauer des assyrischen Ninivehs vor.
Mosul: Seit seiner Einnahme der Stadt im Juni 2014 führt der IS
„kulturelle und historische Säuberungen“ durch: Zahlreiche zum Gedenken
an Verstorbene errichtete Moscheen, Kirchen und andere, insbesondere
schiitische und Sufi- Heiligtümer und ein yezidischer Tempel wurden
gesprengt, ebenso Gebäude aus der Zeit der osmanischen Herrschaft. Die
Zerstörung des berühmten Wahrzeichens der Stadt, des „buckligen
Minaretts“ scheiterte bisher am Widerstand der Bevölkerung.
Al-Arba’in Moschee: Die groteske Zerstörungswut des IS traf auch
dieses Heiligtum in Tikrit, die älteste islamische Stätte im Irak, wo 40
Jünger Mohammeds („Salaf“) begraben sind, eine besondere Ironie, da IS
doch den Salafismus praktiziert, der treu dem Weg Mohammeds und seiner
Gefährten zu folgen sucht.
Das sind doch alles nur BEDAUERLICHE EINZELFÄLLE(tm)
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