Wie die Welt in einen gefährlichen Krieg zu schlittern droht und Millionen von Bürgern die wahren Interessen nicht kennen
Der Konflikt um die Ukraine eskaliert beängstigend. Europas
Führer klagen Russlands Präsidenten Putin wegen Verletzung des
Völkerrechts an und beugen sich, wiewohl zögernd, dem starken Wunsch
US-Präsident Obamas, den Kremlherrn durch Sanktionen und militärische
Drohgebärden gefügig zu machen. Worin aber liegt das wahre Interesse der
USA an der so fernen Ukraine, dass der Friedensnobelpreisträger Obama
gar einen Weltkrieg riskiert? Westliche, insbesondere aber amerikanische
Medien halten die Öffentlichkeit über diese entscheidende Frage
weitgehend im Dunkeln. Zwei Autoren zählen zu den wenigen, die sich in
Analysen, publiziert auf dem Internetportral „Information Clearing
House“, um eine neutrale Sicht der Dinge und eine Darstellung der
wahren geopolitischen Zusammenhänge bemühen. Ihre Schlussfolgerungen
unterscheiden sich bemerkenswert von der im Westen dominierenden
Sichtweise.
Mike Whitney ist ein freiberuflicher amerikanischer Publizist,
der u.a. für „Counterpunch“ schreibt, die angesehene
US-Monatszeitschrift, sowie deren liberalen, investigativen Newsletter (http://www.counterpunch.org/). Er ist Koautor des Buches „Hopeless: Barack Obama and the Politics of Illusion“ (AK Press).
Paul Craig Roberts war stellvertretender Finanzminister in der
Regierung Reagan, sowie stellvertretender Chefredakteur des „Wall Street
Journal“. Seine Analysen u.a. für angesehene Publikationen wie
„Business Week“ und seine Kolumnen im Internet schenken ihm weltweit
Beachtung. Sein über „Information Clearing House“ verbreiteter Artikel
„Washington Intends Russia’s Demise“ wurde in deutscher Übersetzung von
www.antikrieg.com übernommen.
---------------------------------------------------------------------
"Europa krümmt sich wie der Wurm, ehe ihn der Stiefel zertritt." Karl Kraus
Washington beabsichtigt Russlands Untergang
von Paul Craig Roberts
Washington hat keine Absicht, eine Lösung der Krise in der Ukraine zuzulassen. Nachdem Washington es nicht geschafft hat, das Land zu vereinnahmen und Russland aus seiner Marinebasis am Schwarzen Meer zu vertreiben, sieht es sich neue Möglichkeiten in der Krise.Eine besteht darin, den Kalten Krieg neu zu beginnen, indem die russische Regierung gezwungen wird, die russisch sprechenden Gebiete der derzeitigen Ukraine zu besetzen, in denen sich Demonstranten der Handlangerregierung widersetzen, die durch den amerikanischen Staatsstreich in Kiew installiert worden ist. Diese Gebiete der Ukraine sind ehemalige Bestandteile Russlands. Sie wurden im 20. Jahrhundert von sowjetischen Führern an die Ukraine angegliedert, als sowohl die Ukraine als auch Russland Teile desselben Landes waren, nämlich der UdSSR.
Im Wesentlichen haben die Demonstranten eigenständige Regierungen
in den Städten eingerichtet. Die Polizei- und Militäreinheiten, die zur
Unterdrückung der Demonstranten, die im amerikanischen Stil als
„Terroristen“ bezeichnet werden - eingesetzt wurden, sind bisher zum
größten Teil selbst zu den Demonstranten übergegangen.
Nachdem Obamas inkompetentes Weißes Haus und Außenministerium die
Übernahme der Ukraine durch Washington verbockt haben, ist Washington
damit beschäftigt, Russland die Schuld daran zuzuschieben. Laut
Washington und seiner Medienhuren werden die Proteste von der russischen
Regierung orchestriert und haben keine echte Basis. Wenn Russland
Militäreinheiten schickt, um die russischen Bürger in den ehemals
russischen Territorien zu schützen, wird diese Vorgangsweise von
Washington benützt werden, um Washingtons Propaganda über eine russische
Invasion zu bestätigen (wie im Fall Georgien), und Russland wird noch
mehr dämonisiert werden.
Die russische Regierung befindet sich in einer misslichen Lage.
Moskau will nicht die finanzielle Verantwortung für diese Territorien
übernehmen, kann aber nicht untätig bleiben und zulassen, dass Russen
mit Gewalt niedergeschlagen werden. Die russische Regierung hat
versucht, die Ukraine intakt zu halten, indem sie darauf gesetzt hat,
dass die bevorstehenden Wahlen in der Ukraine realistischere Anführer
ins Amt bringen werden als die von Washington installierten
Handlanger.Wie auch immer, Washington will keine Wahl, die seine
Handlanger ersetzen könnte und die zurückkehrt zur Zusammenarbeit mit
Russland, um zu einer Lösung für die Situation zu kommen. Es kann leicht
sein, dass Washington seine Handlanger in Kiew anweist zu erklären,
dass die von Russland über die Ukraine gebrachte Krise einer Wahl im
Wege steht. Washingtons NATO-Hampelstaaten würden natürlich hinter
dieser Behauptung stehen.
Es ist nahezu sicher, dass ungeachtet der Hoffnungen der russischen
Regierung die russische Regierung sowohl mit der Fortsetzung der Krise
als auch mit Washingtons Hampelregime in der Ukraine konfrontiert sein
wird.
Am 1. Mai erklärte Washingtons früherer Botschafter in Russland,
jetzt der “zweite in der Befehlskette“ der NATO, aber als derjenige, der
Amerikaner ist, das Sagen hat, dass Russland kein Partner mehr ist
sondern ein Feind. Der Amerikaner, Alexander Vershbow, sagte zu
Journalisten, dass die NATO es aufgegeben hat, „Moskau näher an sich zu
ziehen,“ und bald eine große Zahl von Kampftruppen in Osteuropa
einsetzen wird. Vershbow bezeichnete diese aggresive Politik als Einsatz
von „defensiven Aktivposten in der Region.“
Anders gesagt, hier haben wir wieder die Lüge, dass die russische
Regierung alles über ihre Schwierigkeiten in der Ukraine vergessen und
Angriffe gegen Polen, die Baltischen Staaten, Rumänien, Moldova und
gegen die zentralasiatischen Staaten Georgien, Armenien und
Aserbaidschan unternehmen will. Der Heuchler Vershbow will das Militär
dieser amerikanischen Hampelstaaten modernisieren und „die Gelegenheit
nützen, gegebene Tatsachen dadurch zu schaffen, dass die Aufnahme von
Bewerberländern in die NATO akzeptiert wird.
Vershbow hat der russischen Regierung gesagt, sie solle sich nur
weiterhin auf den Guten Willen und die Vernunft des Westens verlassen,
während wir genügend militärische Kräfte in Stellung bringen, um
Russland davon abzuhalten, seinen unterdrückten Bürgern in der Ukraine
zu Hilfe zu kommen. Unsere Dämonisierung Russlands wirkt. Es hat euch
zögern lassen, in der kurzen Zeitspanne zu handeln, in der ihr uns
zuvorkommen und eure ehemaligen Territorien an euch reißen hättet
können. Indem ihr zuwartet, gebt ihr uns Zeit, Kräfte an euren Grenzen
vom Baltischen Meer bis Zentralasien zusammenzuballen. Das wird euch
ablenken und von der Ukraine abhalten. Die Unterdrückung, der wir eure
Russen in der Ukraine aussetzen werden, wird euch in Misskredit bringen,
und die NGOs, die wir in der Russischen Föderation finanzieren, werden
an nationalistische Gefühle appellieren und eure Regierung stürzen, weil
sie es nicht geschafft hat, den Russen zu Hilfe zu kommen, und beim
Schutz der strategischen Interessen Russlands gescheitert ist.
Washington leckt sich die Lippen, weil es eine Gelegenheit wittert,
Russland als einen Hampelstaat dazuzugewinnen.Wird Putin dort sitzen
mit seinen Hoffnungen und in der Erwartung des Guten Willens des Westens
bei der Ausarbeitung einer Lösung, während Washington versucht, seinen
Sturz in die Wege zu leiten?
Der Zeitpunkt naht, an dem Russland entweder handeln muss, um die
Krise zu beenden, oder eine andauernde Krise und Ablenkung in seinem
Hinterhof akzeptieren muss. Kiew hat militärische Luftangriffe gegen die
Demonstranten in Slavyansk unternommen. Am 2. Mai sagte der Sprecher
der russischen Regierung Dmitry Peskov, dass Kiews gewaltsames Vorgehen
die Hoffnung auf das Genfer Abkommen über die Deeskalierung der Krise
zerstört hat. Dennoch gab der Sprecher der russischen Regierung wieder
der Hoffnung der russischen Regierung Ausdruck, dass die europäischen
Regierungen und Washington die militärischen Angriffe beenden und die
Regierung in Kiew unter Druck setzen werden, den Demonstranten auf eine
Weise entgegenzukommen, die die Ukraine zusammenhält und freundliche
Beziehungen zu Russland wiederherstellt.
Das ist eine trügerische Hoffnung. Sie geht davon aus, dass die
Wolfowitz-Doktrin nur so dahergeredet ist, aber dem ist nicht so. Die
Wolfowitz-Doktrin ist die Grundlage der Politik der Vereinigten Staaten
von Amerika gegenüber Russland (und China). Diese Doktrin betrachtet
jede Macht, die ausreichend stark ist, um unabhängig von Washingtons
Einfluss zu bleiben, als „feindlich.“ Die Doktrin stellt fest:
„Unser erstes Ziel ist es, das Wiedererstarken eines neuen
Rivalen, sei es auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion oder
anderswo, der eine Drohung in dem Ausmaß darstellt, wie es die
Sowjetunion war, zu verhindern. Das ist eine dominierende Überlegung,
auf der die neue Strategie der regionalen Verteidigung beruht, und diese
verlangt, dass wir bestrebt sind, jede feindliche Macht daran zu
hindern, eine Region zu beherrschen, deren Ressourcen unter
konsolidierter Kontrolle ausreichen würden, globale Macht zu erzeugen.“
Die Wolfowitz-Doktrin rechtfertigt Washingtons Beherrschung aller
Regionen. Sie geht Hand in Hand mit der neokonservativen Ideologie von
den Vereinigten Staaten von Amerika als dem „unentbehrlichen“ und
„außergewöhnlichen“ Land, das berufen ist, die Welt zu
beherrschen.Russland und China stehen der Beherrschung der Welt durch
die Vereinigten Staaten von Amerika im Weg. Wenn die Wolfowitz-Doktrin
nicht aufgegeben wird, wird wahrscheinlich ein Atomkrieg dabei
herauskommen.
erschienen am 2. Mai 2014 auf > Paul Craig Roberts Website
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen