Donnerstag, 25. Oktober 2012

Syrische Wunschträume

von Birgit Cerha


Kann ein viertägiger Waffenstillstand das gequälte Syrien aus seinem Todesrausch reißen? Das wohl hofft der UN-Vermittler Lakhdar Brahimi. Schweigen die Waffen wenigstens kurze Zeit, könnte ein politischer Prozess zur Beendigung des Gemetzels beginnen. Doch für die Kämpfer auf beiden Seiten ist offenbar – trotz geschätzten 30.000 Toten – noch nicht genügend Blut geflossen, um dem Schutz von Menschenleben die allerhöchste Priorität einzuräumen. Die katastrophal zersplitterte Opposition beharrt auf dem Sturz des Diktators und dieser besitzt immer noch beträchtliche Kraft in seinem Überlebenskampf. Trotz wichtiger Geländegewinne der Rebellen in der Wirtschaftsmetropole Aleppo dürfte der Ausweg aus einem monatelangen militärischen Patt noch nicht gefunden sein.
Der kleinste Zwischenfall wird den Waffenstillstand beenden, das stellte Assad schon klar. Der letzte derartige Befriedungsversuch im April war nach kaum einem Tag gescheitert, weil – wohlgemerkt – Rebellen das Regime provoziert hatten. Auch diesmal stellten radikale Salafisten klar, dass sie selbst zu den höchsten islamischen Feiertagen nicht auf Gewalt zu verzichten gedenken. Der Weg ist vorgezeichnet, zumal – im Gegensatz zum April – dieser Friedensversucht an keinen politischen Plan gekoppelt ist. Der Krieg – so fürchten viele – könnte noch Jahre toben.

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