von Birgit Cerha
Zypern, nur etwa 9.200 qkm groß, auf den Handels- und Kriegswegen zwischen Europa, Afrika und Asien gelegen, spielte von alters her eine bedeutende Rolle. Immer noch. Politisch unbedeutend und, abgesehen von den Konflikten mit der Türkei, neutral bot sich die Insel als idealer Umschlagplatz für allerlei legale und illegale Geschäfte, für die Deponie hoher Geldsummen, als Treffpunkt für Vermittler und Spione und als Sprungbrett für allerlei Aktivitäten – von geschäftlichen, über militärische bis zu humanitären - im turbulenten Mittleren Osten. Die Bedeutung der kleinen Insel zeigt sich auch durch die acht dort voll im Betrieb stehenden Flugplätze. Bis heute blieb Zypern für den Westen von zentraler geostrategischer Bedeutung. Deshalb stoßen Forderungen aus Nicosia nach Schließung der beiden britischen Stützpunkte – Akrotiri und Dekhelia – in London auf taube Ohren. Als Preis für die Entlassung in die Unabhängigkeit hatten sich die Engländer zwei Hoheitsgebiete von insgesamt 254 qkm (etwa drei Prozent des Territorium) für Militärstützpunkte und Abhöraktionen bis weit nach Asien hinein gesichert. 2.500 Soldaten und 1.500 Zivilisten stehen dort im einsatz, während London seit 1965 den Zyprioten die dafür vereinbarten Gebühren schuldig bleibt. Die Basen besitzen für Londons nationale Interessen in der Region hohe Priorität, stehen aber auch Amerikanern und Europäern immer wieder offen. So spielten sie eine zentrale Rolle als Geheimdienstzentren und für die Logistik bei Einsätzen im Libanon, in Afghanistan, während des Kuwait-Krieges und des Krieges gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein, sowie der anschließenden amerikanischen Besatzung. Zuletzt waren sie unverzichtbar beim NATO-Einsatz in Libyen und zur Beobachtung der dramatisch eskalierenden Entwicklungen im nahegelegenen Syrien. Von hohem strategischen Wert ist auch die große OTH-(Überhorizont-)Radaranlage auf dem Mount Olympos, die der Royal Airforce ermöglicht, Radarechos ohne Sichtkontakt weit über die Erdkrümmung hinaus, bis zu einer Entfernung von 6000 km zu erhalten. Damit läßt sich der Luftraum vom Atlantik bis zum Nordwesten von Indienüberwachen. Militärkriese scherzen: „Selbst eine Moskito kann in Teheran ihren Flug nicht beginnen, ohne dass die Radarbeobachter in Zypern drauf aufmerksam werden.“Freitag, 29. Juni 2012
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