Kommentar von Birgit Cerha
Großayatollah Monazeri ist unersetzbar. Durch seine konsequente Position der Treue zu den wahren Lehren des Islams und der Menschlichkeit, zu der er sich – im Gegensatz zu vielen seiner gelehrten Glaubensbrüder – stets mutig und offen bekannte, besaß er wie kein anderer der iranischen Gottesmänner Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft und unter vielen der auch nicht politisierten Massen ernorme Sympathie. Für ihn hat die Revolution das Land nicht von Diktatur befreit. Damit sprach er auch für die sich nach Freiheit sehnenden Iraner. Seine Stimme gab der „Grünen Bewegung“ noch stärkeres Gewicht.
Doch dieser von den Reformern bereits zum „Märtyrer“ erhobene Persönlichkeit, war eine Symbolfigur, kein politischer Führer. Er veröffentlichte seine unverrückbaren Überzeugungen in zahlreichen Büchern, Schriften und Interviews. Und damit werden die Gedanken des Toten die Opposition, wenn sie es wünscht, weiterleiten. In Wahrheit aber ist die „grüne Bewegung“ längst über Montazeri hinausgewachsen. Niemand – auch Mussawi – vermag sie mehr zu kontrollieren und in ihren Zielsetzungen auf das islamische System einzuschränken. Doch der Verstorbene dürfte ihr, wie schon die Trauerfeiern zeigen, verstärkte Lebenskraft geben und noch mehr Menschen mit sich reißen.
Erschienen am 21.12.2009 in der "Frankfurter Rundschau"
Montag, 21. Dezember 2009
IRAN: Der Tod schenkt neue Lebenskraft
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